In den letzten zwei Wochen erhielt ich drei Todesnachrichten von Elternteilen von Bekannten und Freunden. Alle Verstorbenen gehören den Jahrgängen der 1930er Jahren an.
Die schlichte Häufung führt dazu, es nur noch hinzunehmen und einzugestehen. Es ist so, dass die Generation unserer Eltern uns verlässt.
Mir kommt das ein wenig wie ein Rechenschieber vor: die Säuglinge und Kinder werden älter, die Eltern sterben.
Was mich erschüttert, ist, dass es mich nicht erschüttert. Denn mir wird mit jeder Nachricht klarer, dass die Biologie nicht einfach mehr zulässt. Mich erfreut, dass viele von diesen Menschen gehen, ohne schwer erkrankt zu sein. Sie sterben lautlos, zurückgezogen und ohne Drama. Sie sind plötzlich entschwunden.
Und so frage ich mich, ob der Mensch so wenig Mensch ist, dass sein Tod plötzlich zur Normalität wird. Die objektive Tatsache bleibt. Aber selbst das subjektive Empfinden wird ‚loose‘. Und das evoziert mein Erstaunen. Denn ist der alte Mensch weniger Mensch?
Diese Sätze ‚er hat sein Leben gelebt‘ oder ‚Gott hat ihn zu sich berufen‘ oder ‚wir trauern um unseren x / y‘ sind so beiläufig und ritualisiert, dass es mich geradezu ärgert. Doch weiß ich gleichzeitig, dass mich die Trauer und das Nachdenken für jeden dieser Menschen für Tage und Wochen stark beklemmen würde – und das stets nach demselben Muster.
Wie schön ist es dann, sich mit der Tatsache zur Ruhe zu bringen, dass dies alles ’normal‘ ist. Biologisch und evolutionär ist es ja so. Doch werfe ich mir auch vor, dass mein Denken sich in allgemeines Realisieren und Ritualisieren flüchtet, da ich die Kraft nicht aufbringen will, aktiv zu gedenken.
Eine befriedigende Reaktion gibt es wohl nicht.