Die Familie

Die Familie hat in unserer öffentlichen Welt einen Heiligenschein. Normativ ist sie Hort des Vertrauens, von Heimat, der Gemeinschaft der Zuneigung und Aufopferung und so mancher anderen emotionalen – eher biologischen – Superlative.

Sie ist aber – neben der Funktion des Hortes und der Erziehung – auch Ort allen sozialen Übels. Ich verstehe nicht, wie christliche Parteien das zum Wert an sich stilisieren, wenn 60 Jahre Sozialarbeit in unserem Land das Gegenteil reparieren müssen.

Die Psychologen dürften ohnehin diejenigen sein, die am meisten dazu beitragen können. Und sie haben einen dunklen Eindruck von Familie, nur einen positiven Eindruck von irgendwelchen sozialen Kontakten, die man frei wählen kann.

Allein Freud hat das Gebäude ‚der heiligen Familie‘ eingerissen. Zudem muss man sich auch fragen, ob die Legitimität der Familie durch die christliche Lehre und das dynastische Prinzip ausreichend begründet sind. Denn diese beiden Gedankenfiguren dürften dafür verantwortlich sein, dass die Familie immer wieder als soziale Keimzelle angeführt und beworben wird.

Wenn damit verbunden ist, dass soziale Interaktionen eben auch nicht nur die eine, sondern auch die andere Waagschale meinen, wäre das begründet. Wird aber immer nur das rosige und gefällige Bild von Familie betont, leidet schließlich auch die eher nüchterne Betrachtung, dass Familie wichtig ist, aber eben auch Macken hat.

Eine Familie muss konstruiert und gepflegt werden. Es ist nicht selbstverständlich, sich auf die Solidarität des anderen zu verlassen, wenn man nicht selbst höflich ist und mit Wertschätzung dem anderen begegnet. Es ist eine Notwendigkeit, sich zu informieren, wie Familie ist, einschließlich Erziehung, Altenpflege, Krisenbewältigung und so vielem mehr. Bloß darauf zu hoffen, dass man das alles kann und sich schon irgendwie ergibt, ist fahrlässig.

Und jenseits der Programmatik, Familie sei schlicht gut und ein ‚Muss‘, sollte eben auch Beratung normal werden, wenn das reale Programm nicht mit dem gewünschten übereinstimmt. Manchmal sind es Familien oder spezifische Personen einfach nicht wert. Zuweilen muss man sich trennen. Selten muss man sich wehren und sanktionieren.

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