Wieso schreibt man eigentlich einen Blog?
Ist seine Gedanken in die Öffentlichkeit zu werfen, nicht Prostitution? Oder will man eigentlich nur Publikum provozieren – ist es vielleicht nur ein Zeichen sozialer Vereinsamung? Oder steht dahinter vielleicht, einfach nur Prominenz zu wollen, die man anders nicht erlangt?
Liest denn überhaupt jemand solche Sachen? Erreicht man eine Leserschaft, die mit den Texten etwas anfangen kann? Liest man überhaupt im Netz – oder gibt es dafür nicht nach wie vor Bücher und Presse?
Allen diesen Fragen könnte man nachgehen. Ohnehin befassen sich dieser Tage eher Feuilletonisten, Zukunftsforscher oder Literaturwissenschaftler mit dem Phänomen des ‚Netzes‘. Gesicherte Erkenntnisse beispielsweise der Psychologie gibt es nicht, inwieweit Autorenschaften im Netz zu erklären sind. Wobei man auch nicht alles erklären können muss!
Also was soll das Ganze überhaupt? Ich glaube, dass es ein Interesse geben könnte, mehr als einen Bedarf. Das ist so ähnlich wie beim Essen: es geht eher um Appetit denn um Hunger. Man kann sich auf Lebensfragen einlassen, wenn man Lust, Neigung oder professionelles Interesse daran hat.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es zwei große Phasen des Nachdenkens gibt, i.e. die Pubertät und die Studentenzeit. Danach heißt es dann, voranzukommen, seine Existenz zu sichern oder gar einen ‚Erfolg‘ anzustreben. Auf der Strecke bleibt die Reflektion, die Aufmerksamkeit für seine Situation und die Lust am Nachdenken. Der moderne Mensch funktioniert – und findet darin seine Erfüllung.
Das ist seltsam, wenn man sich in Erinnerung ruft, das es eine Zeit gab, die Aufklärung genannt wurde: damit ging eben nicht nur das historische Aufbegehren gegen die Adelsherrschaft einher. Beabsichtigt war auch: werdet mündig – denkt nach! Gerade in Europa darf man dies – doch scheinen die Möglichkeiten immer seltener genutzt zu werden. Vielmehr betäuben sich die Menschen mit allerlei, wie Sport, Beruf, Kunst, Technologie und allerlei. Die kontemplative Pause belächelt man eher als ein – vielleicht berechtigterweise – vergangenes Relikt. Der etablierte Mensch orientiert sich am Hier und Jetzt seiner Lebenssituation, nicht aber am Nachdenken, das keinen sichtbaren Mehrwert verspricht.
Dieser Blog aber will genau diese Rush Hour of Life und das bloße Funktionieren mit Nachdenken bereichern. Mein Anspruch ist nicht dabei, Leser zu belehren oder zu kritisieren. Es handelt schlicht um ein Angebot. Ich heiße den willkommen, der es annehmen will.
Wer mit mir zwecks eines strukturierten Coaching-Prozesses Kontakt aufnehmen will, ist herzlich willkommen. Mein Standort ist Berlin.