Hin und wieder gibt es Lichter unter den Menschen – diese immer guten und so richtig handelnden Menschen sind ein Modell für ihre Umwelt. Es sind im Großen und Kleinen geradezu Lichtgestalten.
Es liegt im Auge des Betrachters. Denn diese Perfektion blüht im Auge des Betrachters: zum einen ist er angezogen von der Vorbildwirkung eines solchen Menschen. Man bewundert das immer richtige Verhalten.
Zum anderen aber trifft diesen scheinbar fehlerlosen und fabelhaften Menschen eine konsequente Ablehnung. Denn auf ein Maß an Perfektion zu treffen, ist für viele Menschen unerträglich.
Zwei widerstreitende Grundmotive stehen diesen Reaktionen Pate: einmal ist ein solches Licht Ansporn, genau das nachzuahmen, was man an der Lichtgestalt verfolgen kann.
Ein anderes mal aber fühlt man sich bedrückt durch das Spiegelbild: denn es führt einem selbst vor Augen, dass man eben nicht das Licht ist; kein unumstrittenes Vorbild; kein Modell für alle; nicht alles so tut, wie man es vorhat; und auch nicht fehlerfrei ist.
Es ist wie mit dem Einser-Schüler, der immer alles richtig macht. Natürlich wird wahrgenommen, dass da einer konkurrenzlos immer der Beste ist. Zudem kämpft jeder für sich selbst auch für gute Noten und sonnt sich dann in einem guten Platz im Wettbewerb. Doch kann und will man nicht akzeptieren, dass da einer in einer anderen Liga spielt. Also beginnt man – irrational – diesen Besten zu hänseln und ihn aus dem – fairen – Wettbewerb der Abgehängten auszuschließen.
Aber nicht nur die Intelligentesten trifft der Bannstrahl. Auch die moralischen Größen trifft der Bann. Gauck war für viele Ostdeutsche ein Besserwisser; Jesus für die Pharisäer einer, der ihre Existenz untergrub; Obama ein Feind der Falken; …
Die politisch Korrekten waren und sind für diejenigen, die ihren inneren Schweinehund kennen, so unerträglich wie die Laienbrüder für die Gemeindemitglieder. Es ist zu viel des Guten!