Ein junger Schauspieler wurde in einer Talkrunde recht unvermittelt gefragt, ob er sich häufiger im Spiegel anschaue.
Die Antwort war erstaunlich: ich mustere mich nicht im Spiegel. Ich schaue mir in die Augen, um zu wissen, wie es mir geht. Den Blick auszuhalten zeigt, dass man gerade mit sich im Reinen ist. Nur das wäre wichtig, wenn man in den Spiegel schaut.
Das war mir völlig neu. Ist es wirklich schwierig, seinen eigenen Blick auszuhalten? Ist das nicht nur der Fall bei anderen, die einen anschauen? Und gibt es nicht sogar eine natürliche zeitliche Länge, mit der man einen Blick aushält?
Seinen eigenen Blick zu mustern, ist nicht unähnlich dem Mustern seiner Körperteile oder seines Aussehens. Immer versucht man durch leichtes Bewegen, Drehen und Wenden, eine gute Figur zu machen. Müsste das dann nicht auch automatisch passieren, wenn man sich in die Augen blickt?
Natürlich sind die Augen die Eingangstore der Seele. Deswegen vermutlich blickt man auch niemals Menschen über einen kritischen zeitlichen Rahmen hinaus in die Augen. In den USA kann das schon einmal zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen. Aber auch der Satz ‚was guckst Du?‘ zeigt die Empfindsamkeit vor allem jüngerer Menschen, oft auch von Menschen bestimmter Kulturkreise, soweit man ihnen in die Augen schaut.
Ist man denn tatsächlich in der Lage, seine eigene Stimmung und Wohlbefinden zu analysieren, wenn man keinerlei Übung mit anderen Menschen hat. Was sind denn überhaupt Zeichen dafür, dass Augen eine helle oder dunkle Stimmung verraten? Und ich meine nun nicht den Grundcharakter des Blicks und der Augen, sondern die Varianten bei einem einzigen Menschen.
Vielleicht reagiert bei diesem Test aber auch das Augenpaar, wenn man sich selbst mustert. Vielleicht bricht man in Tränen aus, wenn man zu bohren sucht. Oder aber man macht mit den Augen irgendwelche Faxen, um anzudeuten, dass man lustig gestimmt ist.
Man muss es wohl einfach häufiger ausprobieren, ob dieser Test Sinn macht.