Kennen Sie die Nachfrage des Arztes, wo es wehtut? Das begleitet uns ein ganz Leben lang.
Ich persönlich unterscheide zwischen Sensationen, Beschwerden über Schmerzen. Bei Schmerzen gibt es dann noch Skalen, die die Ärzte ins Spiel bringen: wie würden Sie ihre Schmerzen auf eine Skala von 1 bis 10 einordnen?
Und wenn wir dann ein gewisses Alter erreichen, dann können wir uns trefflich über unsere Maläsen austauschen: „also mein Arzt hat mir gesagt, dass meine Werte weiter so und so sind.“ Und es beginnt ein wahrer Wettlauf um den größten Opferstatus: bis hin zur Nacherzählung, man sei knapp dem Tode von der Schippe gesprungen.
Es stellt sich die Frage, ob es diese Art von Klimax auch auf der Seite des Guten gibt. Unterhalten wir uns im Café einfach einmal so darüber, wie gut es uns geht? Also gestern führte ich mich einmal wieder pudelwohl; und vorhin hatte ich den Eindruck, dass es mir nie besser ging.
Die Schweden haben diese eigentümliche Eigenheit, bei Beginn eines Satzes zu seufzen. Dann hat man als Zuhörer stets den Eindruck, dass es dem Gegenüber nicht gut geht oder ihn etwas bedrückt. Vielmehr erklären die Schweden ihren Tick damit, dass sie nicht zugeben wollen, dass es ihnen gut geht; sie wollen künftiges Leid damit kompensieren.
Wenn Menschen auf Nachfrage von ihrem Wohlbefinden künden, dann bekommt man oft den Eindruck, sie würden etwas verbergen wollen. Mir fällt dann immer Hugh Grant ein, der mit ‚excellent‘ etwa Unangenehmes übergehen will.
Aber ernsthaft: haben sie, lieber Leser, so etwas wie eine Skala des guten Gefühls? Mir fehlt es heute an nichts; Mir geht es heute richtig gut; Bis hin zu: ich fühle mich heute glücklich. Mir geht es ebenso. Doch will ich daran arbeiten. Denn ich könnte dann selbst besser einschätzen, wann ich mit wohl fühle. Ich könnte die Zustände vergleichen. Und ich könnte dem auf die Spur kommen, was mich glücklich macht. Das wäre doch etwas;-)