In ‚Klassentreffen‘ resümiert der Schauspieler Charly Hübner, dass die Vergangenheit doch schöner als Gegenwart und Zukunft ist.
Wenn man nun die Wahl hätte, würde man sich in die Vergangenheit beamen wollen? Würde man tatsächlich diese Wirren der Jugend erneut durchlaufen wollen, die einem so viel Unsicherheit beschert haben? Wollte man erneut durch Pickelalarm, Demütigung durch die Konkurrenten und die materielle Abhängigkeit gehen wollen? Würde man sich tatsächlich aufraffen wollen, sich zu engagieren und zu arbeiten, um endlich auf eigenen Füßen stehen zu wollen? Würde man diese ganzen Prüfungen nochmals durchlaufen wollen?
Diese Verklärung kenne ich nicht: vielmehr habe ich noch immer das dumpfe Gefühl, mir den damaligen Kontext nicht hatte aussuchen können. Mir gefielen meine Bezugspersonen nur bedingt, waren sie doch zu dominant und zu sehr mit ihrer eigenen Identitätsbildung beschäftigt. Die erzwungenen sozialen Bindungen haben mich schon immer genervt – das hatte sich also schon in der Jugend herausgebildet.
Objektiv war ohnehin die Vergangenheit mit weniger Komfort und mehr Unabwägbarkeiten verbunden. Es gab mehr Gewalt; weniger Auswahl; allein das Bedienen der Wohnung machte mehr Arbeit; mehr Leerläufe; eine un-endliche Welt.
Jedoch war auch, was heute nicht mehr ist: eine gewisse Höflichkeit unter den Menschen; mehr gegenseitiges Kümmern als bloße Coolness und Durchsetzung; mehr Verbindlichkeit unter den Menschen; eine tiefere gedankliche Auseinandersetzungen mit den großen Fragen des Lebens; und eine emotionalere Tiefe.
Wenn ich mir vorstelle, meine alte Klasse wieder zu treffen, dann geht das nicht mit einer großen Vorfreude einher. Zu sehr befanden sich die Personen in der Schlacht um das Beliebtheits-Ranking. Schon immer fehlte mir bei ihnen die absichtslose Freundlichkeit. Ich komme mir dann vor, als sei Gegenwart.