Bilanz und Standortbestimmung

Menschen um die 50 haben viel hinter sich – und meist noch einiges vor sich. Der öffentlichen Einordnung gilt das als mid life crisis. Komisch ist, dass dies nicht als x-te Chance angesehen wird.

Das dürfte historisch einzigartig sein. Denn Menschen waren mit 50 Jahren für die traditionelle Gemeinschaft nicht mehr Investition, sondern Ballast. Sie konnten für den Fortbestand der Gruppe nur noch dann von Nutzen sein, wenn sie Medizinmänner wurden oder kluge Entscheidungen für die Belange aller fällen konnten.

Heute fühlt es sich für den über 50-jährigen ähnlich an. Doch sein Selbstbewusstsein ist ein anderes. Denn die Lebenserwartung ist höher und ein Einsatz auf dem Arbeitsmarkt möglich und nötig.

Also ist die Situation einmalig: jeder kann noch fast zwei Jahrzehnte mit einer durchschnittlich moderaten Gesundheit aktiv sein. Es gibt also eine Perspektive.

Und die Geschichten aus dem privaten Umfeld und den Medien zeigen immer wieder, welche Chancen Gesellschaft und Arbeitsmarkt heute der Gruppe 50+ bieten. Die Führungsetagen sind voll von dieser Altersgruppe. Sie sind quasi das Gerüst oder der Sicherheitsanker für das gesamte Land.

Wer jedoch nicht eingeschlagene Wege weitergehen kann, wer nicht seine Entwicklung vertiefen kann, muss Bilanz ziehen. Dann heißt es, rational zu analysieren: was kann ich, wofür andere Menschen bezahlen würden? Was kann ich dort einbringen?

Wer auch immer nach Gusto geht, ohne den ‚Markt‘ zu bewerten, beispielsweise als Yoga Lehrer in einem leeren Studio nur auf Selbstverwirklichung zu hoffen, könnte scheitern.

Nicht nur darf die nächste Station als Erfüllung dessen angesehen werden, was man in der Vergangenheit als Lücke identifiziert. Es darf nicht nur Kompensation sein.

Eine Bilanz ist eine Bilanz ist eine Bilanz. Auch wenn man sie gerne so oder so lesen würde. Man muss alle Zahlen anschauen.

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