Jugendliche und jüngere Menschen attackieren zu gerne schriftliche Texte. Für sie scheinen sie ein überflüssiges Relikt vergangener Zeiten, die sich überholt haben. Der Text an sich ist ein Symbol, der die Anti-Moderne darstellt.
Ich weiß nicht, ob die Kulturkämpfer die Probe auf das Exempel gemacht haben. Ob sie sich selbst durch Texte ‚gequält‘ haben, aber auch die Vorteile einer aktiven Textarbeit erfahren haben, ist dabei nicht nur unklar. Vermutlich ist ihnen Textarbeit tatsächlich abgenommen worden. Sie kennen sie nur wenig.
Dem setzt die Jugend eine andere Art von Kommunikation entgegen. Dazu gehört die virtuelle Kommunikation, am besten aus einer flexiblen Melange von Text und Bild, manchmal auch mit Ton. Kommunikation und Information vermengen sich in dieser Anschauung.
Der Transport von Information erscheint heute mit dem Assistenzgerät Nr. 1, dem smart phone, gesetzt. Müsste man sich zwischen lebendigem Professor und Vorlesung im Netz entscheiden, würde man vermutlich die zweite Option wählen. Es gehört einfach zur heutigen Verpackung von Informationstransfer.
Es ist schon erstaunlich, dass die Bilder der Trendsetter aus der früheren und der heutigen Jugend so unterschiedlich sind: früher war es derjenige, der in der Kneipe mit schwarzem Kaffee und Zigarette sass und ein Buch las. Natürlich trug er Brille. Das war cool. Vielleicht las der junge Mensch aber nicht wirklich, sondern zeigte sich einfach.
Heute sitzt ein gepflegter junger Mensch mit dem Smartphone oder dem iPad im Grünen oder in einer x-beliebigen Location mit Lounge Musik. Er surft durch das Netz, um Informationen einzuholen. Ob er gezielt sucht, sich für etwas interessiert, bleibt im Verborgenen.
Beide Szenen könnten Entertainment, aber auch schlicht Selbstdarstellung sein. Es ist nichtmals eine Parodie oder Übertreibung.
Die ‚Bleiwüste‘ ist wohl nicht nur eine technische Überlegung, wie Informationsübertragung am besten funktioniert. Es geht wohl eher um den Ehrgeiz, die ‚Mitte der Gesellschaft‘ zu übernehmen, zur neuen Mehrheitskultur zu machen. Das ist der normale Prozess bei der Ablösung von Generationen.
Somit wird es auch zum Glaubensgut, mit modernen Endgeräten umgehen zu können. Jugendliche heute belächeln, verachten teilweise ihre Eltern dafür, nicht mit dem Smart Phone umgehen zu können. Es ist das Lächeln des Autofahrers über den Reiter oder das des Alphabeten über den dummen Bauern. Sie betrachten sie als alt, nicht mehr ‚in‘ und damit überholt. Die psychologische Wirkung auf die Erhöhung ihrer Selbstwirksamkeit ist keinesfalls zu unterschätzen.
Doch zu hinterfragen ist die Ablehnung von Text als Bleiwüste, soweit man glaubt, ein Text tauge nicht zum Transfer von Informationen. Kriterien der Qualität von Transfer sind u.a. Verständnis (für den Inhalt), Effizienz (für Weglassen von Überflüssigen), Ökonomie (Verhältnis von Aufwand und Ertrag), Verfügbarkeit (für die Masse), Mehrwert für Methodik (für den Lerner selbst). Das ließe sich alles konkret prüfen. Der bloße Charakter als Behauptung alleine macht ihre Glaubwürdigkeit zu nichte.