Gewalt macht’s

Sehe ich die Bilder von rechtsextremen Demos, so überkommt mich die unbedingte Neugierde: was nur treibt Menschen zu dieser seelischen und körperlichen Hässlichkeit?

Denn schön sind die Aufläufe ja nicht: da bewegt sich eine Horde stampfend und grölend vorwärts; da dominiert die Farbe schwarz und manifestiert den Eindruck von einer kopflosen Bisonherde; und da sind diese rasierten Schädel, die immer gleichen Tattoos an irgendwelchen Körperteilen und diese schwammigen Körper. Das ist nicht anziehend, das will man sich nicht ansehen.

Untereinander sind sie doch wieder sozial. Denn die Solidarität untereinander fungiert als Gleichgewicht im Kampf und der Konfrontation mit anderen.

Man muss sich fragen, ob diese Menschen aus der Überzeugung rechtsextremen Gedankenguts sowie wegen der Verfolgung konkreter politischer Ziele auf die Straße gehen; oder weil sie das Erlebnis unter solchen, die ähnlich ticken, an sich suchen.

Zu letzterem gehört zunächst Posieren; vor sich und den gleichgesinnten, aber auch den feindlichen Anderen. Dazu zählt auch die äußerliche Gleichförmigkeit, die die Beteiligten wie ein Ganzes erscheinen lässt. Schließlich ist mit dem Outfit auch ein ähnliches Freizeitverhalten verbunden, das diese Werte am ehesten in den Alltag übersetzen lässt. Dazu zählt laute und harte Musik; Trinken; bloße Treffen ohne Thema; usw.

Und es gehört eben auch immer Gewalt dazu – Gewalt wohl in der Vorstellung einer direkten und körperlichen Auseinandersetzung. Das ähnelt anderen Milieus wie den Fußballstadien.

Der Althistoriker Maier schrieb einst über die ‚populäre Methode‘ im antiken Rom. Die politischen Außenseiter holten sich die Stimmen, schlicht durch die Masse Mensch, um zu beeindrucken und sich politisch Gewicht zu verschaffen. Das führte schließlich zum Untergang der Römischen Republik, die Alleinherrschaft begann mit den Aufräumern und endete im Kaisertum.

Und so ließe sich schließen, dass der neue symbolische Radikalismus nichts anderes ist als der Wunsch, sich zu prügeln.

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