Sportler sind keine Terroristen, wohl auch selten Gewaltverbrecher. Aber wahrscheinlich müsste das erst eine Studie klären. Also gehe ich einfach von dieser Arbeitshypothese aus.
Sportler sind auch meist keine Aufschneider, Angeber oder eitle Fatzken. Manchmal machen sie auf mich den Eindruck, geläutert zu sein. Sie sind im Interview regelhaft bescheiden, ohne dem journalistischen Fragen nach Heldentum zu folgen. Selbst wenn sie wollten, könnten sie es nicht.
Man kann nun Mohammed Ali als Gegenbild anführen. Doch war er eben eine Ausnahme. Denn zu schnell ist ein plötzlicher Leistungsabfall die Unterbrechung des Permanenten und Obsiegens. Also nimmt man den Mund besser nicht so voll. Die Rhetorik des Boxers gehört auch zu diesem Sport, um den künftigen Gegner einzuschüchtern.
Demut entsteht aus der Erfahrung von Leistungsgrenzen, besseren Gegnern und Verletzungen. Das ständige Gewinnen, was man wohl gerne schaffen würde, ist eine Illusion. Man weiß sich als Sportler anzustrengen und dennoch nicht den maximalen Erfolg zu erzielen.
Vermutlich kommt daher auch die Ableitung von Fairness. Fairness ist so etwas wie Regel Nr. 1 des Sports. Ich könnte mir vorstellen, dass man sich Fairness auch gegenüber von anderen erwartet. Zentraler aber ist die Fairness zwischen Wille und Können, oder besser zwischen Kopf und Körper bzw. zwischen Erwartung und tatsächlichem Leistungspotential. Man beugt sich der Tagesform, dem Gesundheitszustand, dem Wetter oder anderen Rahmenbedingungen. Wahrscheinlich wurde so Fairness einfach auch auf das Verhältnis zum sportlichen Gegner übertragen.
Sportler unterwerfen sich dem System der Regeln des Sports, dem Körper und seinen Möglichkeiten, den Bedingungen des Tages – und bei Wettkämpfen auch dem Gegner. Der Sportler erobert sich so ein sehr spezifisches Weltwissen.
Er lernt Disziplin, weil er sich zur Ausbildung von Leistung den Regeln der Leistungssteigerung unterwerfen muss. Er bildet seinen Realitätssinn aus, da Erwartungen immer wieder eingeordnet werden. Er kann auch soziales Verhalten erlernen, wenn er einem Mannschaftssport nachgeht. Er bildet eine gewisse logistische Kompetenz aus, da es Sport zu organisieren gilt. Kurzum, der bloße Sport bildet auch den Menschen.