Bei sich bleiben

Kennen Sie den Moment, in dem Sie am liebsten in Panik, Trance oder in einen unkontrollierten Zustand fallen würden? Es ist wie die Aufgabe der kognitiven Kontrolle über den Kopf – und den Körper allemal.

Ein Beispiel: irgendetwas löst Unruhe in einer Menschenmenge aus; Köpfe drehen sich; sorgenvolle Gesichter blicken sich an; die Menge gerät in den Modus der Flucht. Gerade die Unwissenheit darüber, was los ist, steigert die Phantasie, was los sein könnte. Die Beurteilung hängt sich an Gerüchten und Vermutungen auf.

Ein weiteres Beispiel: man entdeckt eine Anormalität an seinem eigenen Körper, die mit Schmerz verbunden ist. Man konsultiert das Internet und entdeckt Horror-Erkrankungen.

Und ein letztes Beispiel: eine öffentliche Person wird plötzlich eines unmoralischen Verhaltens bezichtigt. Das passiert derzeit häufig in Folge der me too-Debatte. Eine lange geschätzte Person wird plötzlich einer Flut von Verdächtigungen ausgesetzt.

Zu gerne schließt man sich dem an, was sich offensichtlich aufdrängt. Es gibt entweder die Suggestion, eine Masse von Menschen habe Expertise oder man müsse schon dem folgen, was die Mehrheitsstimmung ist. Das Gewissen scheint hier in Umkehrung seiner Rolle eher zu schubsen denn zu bremsen.

Es handelt sich dabei wie um eine psychologische Ansteckung: das kognitive Immunsystem versagt. Man wird krank!

Zwischen Reiz und Reaktion gibt es natürlich einen Raum, der sich als Pause nutzen lässt. Oft ist dann unter Psychologen die Rede von einer Chance, die man antrainieren kann.

Ich sehe jedoch eher ein grundsätzliches Merkmal von Persönlichkeit darin, sich stets und immer einen Rückzug von den Dingen zu bewahren. Das wäre dann internalisiert, also einfach immer ein Fenster vor der Bewertung.

Andere sagen dann vielleicht, man sei egoistisch. Denn man schert aus, ist nicht automatisch ‚dabei‘. Das muss man in Kauf nehmen.

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