Schwarz und weiß sind eine tolle Sache! Doch was ist eigentlich mit dem grau?
Mir fällt immer häufiger auf, dass die Polarität ein strukturelles Moment unseres Denkens ist, vielleicht auch eine Gefahr.
Die Verengung zeigt sich bei den Dimensionen: 2 Dimensionen sind leicht, 3 schwieriger, 4 unmöglich. Die Wahrnehmung der Welt orientiert sich daran: denn die 3-Dimensionalität ist fix mir der Moderne verbunden – wohingegen für die Menschheitsgeschichte zuvor der Grundsatz der 2-Dimensionalität galt.
Aber auch von unserer biologischen Ausstattung sind wir limitiert. Ein Beispiel ist der Schlagzeuger, der max. 3 Takte oder Rhythmen schafft. Und das ist schon eher kein kognitives Tun als motorische Routine.
Nimmt man den Körper abstrakt wahr, so ist eine Dualität gegeben, die zwei Körperhälften spiegelbildlich integriert: es gibt zwei von den Händen, Füßen, Beinen, Armen und Ohren.
Und man sieht an unserer Sprache, wir sehr die Polarität unser Denken prägt: jede Sache hat zwei Seiten; zweite Seiten hat eine Medaille; zu einer guten Ehe gehören immer zwei; der sind einer zu viel …
Der Gegensatz von gut und falsch ist auch religiös überhöht bzw. und so auch legitimiert: zwischen Himmel und Erde; zwischen Gott und Teufel; Freund und Feind; katholisch und nichts anderes …
Ich finde das Ausweichen wunderbar. Ich meine nicht die Mitte damit; eher nicht entscheiden zu müssen. Das lässt mir Zeit, mich nicht – für immer und ewig – auf eine Seite schlagen zu müssen.
Außerdem weiß ich, dass ultimative Bewertungen unsinnig sind: wie häufig irre ich mich! Und wie häufig entwickelt sich etwas, wodurch ich anders urteilen muss.
Diese totale Relativierung ist gleichermaßen Unfug, ohne dass ich weiß, wann grau in weiß und schwarz übergehen muss. So empfinde ich auch das Ausmaß an Freiheit bei der sexuellen Orientierung zu viel. Man kann Natur nicht bis zum Quietschen beugen.
Die Belegung des Entscheidens mit der Polarität – wie nach einem Reiz-Reaktions-Schema – will ich nicht zu meinem Grundmuster machen. Es schürt vorschnelle und instinktive Entscheidungen. Ob ich damit gut fahren werde, wird sich noch zeigen.