Plötzlich wird einer Chef. Und plötzlich achtet die Person darauf, dass sie nicht mehr das Gleiche wie alle anderen beanspruchen will. Sie muss sich in irgendeiner Form abheben.
Das kann von außen zugetragen werden: sie wollen doch nicht dieses kleine Zimmer behalten? Sie sollten sich vielleicht auch dass neueste Modell des Smartphone zulegen? Es kann aber auch aus innerer Haltung – wohl weniger ‚Überzeugung‘ – geboren sein: wenn ich schon hier die meiste Arbeit und Verantwortung habe, dann will ich auch wenigstens das beste Firmenauto nutzen. Es ist doch wohl selbstverständlich, dass ich hier das meiste Geld verdiene.
Die neue Haltung beinhaltet aber auch immaterielle Rechte. Ich habe stets das letzte Wort; ich moderiere die Sitzungen; ich kenne am besten die Rahmenbedingungen – daher weiß ich auch, was die beste Strategie ist;
Dazu kommen noch Paraphernelia, die jedoch ‚stechen‘: ich kann zu spät kommen, die anderen sollen ruhig warten. Und ich will gefragt werden, bevor irgendetwas Substantielles entschieden wird. Ich muss nicht jede Höflichkeit erwidern: so kann ich Mails auch ohne Anrede beginnen; sonst käme ich mit meinem Stoff doch gar nicht mehr durch. Wieso sollte ich auch nicht jemanden tadeln, der nicht nach meiner Vorstellung arbeitet? Der kann mir doch ohnehin nichts.
Woher kommen nur diese ‚natürlichen‘ und ‚zwingenden‘ Schlussfolgerungen? Sind die uns immanent? Oder kommen sie nicht eher aus unserer sozialen Kultur? Sonst würde doch nicht jedermann diese Gedankengüter kennen!
Überraschend ist, dass diese Verbindung von Rechten und Pflichten ein verbindendes Ganzes ist. Wer zieht, der verlängert das Band auch der anderen Seite. Es scheint legitim, neben Pflichten auch Rechte zu beanspruchen: nur wer ehrlich arbeitet, darf sich auch etwas leisten. So dürfte wohl die preußische Interpretation lauten.