Wer schon ist ein guter, also geduldiger Warter? Es dürften diejenigen sein, die das aus ihrer Vergangenheit gewöhnt sind. Im Osten dürfte man länger gewartet haben, in Entwicklungsländern ohnehin.
Haben Sie schon einmal Wartende beobachtet? Sie verhalten sich je nach kulturellen und tradierten Ritualen. Rasch lassen sich Persönlichkeitstypen identifizieren: der Soziale, der mit den Umstehenden ins Gespräch kommt; der Wichtige, der versucht, schneller voranzukommen; der Macher, der sich durchfragt, worin die Ursache besteht und handelt, falls sich eine Chance bietet; der Ruhige, der das Unerwartbare hinnimmt; oder der Nutzer, der telefoniert, spielt oder liest.
Kinder hassen Warten: sie wollen etwas tun. Die Disziplin zu warten ist ein Reifegrad des Erwachsenen. Warten ist demnach gelernt. Es hat damit zu tun, dass man wissen und ableiten muss, um einen Wunsch zu erfüllen. Nur wer abstrakt denkt, kann warten.
Was geht in Ihnen selbst vor? In Erwartung von unsicheren Ereignissen wird man aufgebracht und erregt sich über alles und jedes. Das passiert unsystematisch und dauernd, wenn wir in Erwartung irgendwelcher Verkehrsverbindungen gestoppt werden. Eilige Menschen beginnen, ins Leere zu schimpfen – gewissermaßen ein Ausnahmezustand! Sonst würde man dies nur beim Sport oder im Auto tun.
Eine neue britische Studie ergab, dass sich die Menschen
Warten ist also eine zivilisatorische Reife. Nur wer warten kann, setzt seine Zeit ein, weil ein höheres Gut ihn erwartet. Oder man kann einschätzen, das es ohne Warten noch geht. Wer das Warten noch mit Muße und Ruhe angehen kann, der hat den Königsweg gefunden:-)