Von literarischem Wert

Wie häufig hört man von Feuilletonisten, Literaturwissenschaftlern und selbst erklärten Juroren, dass ein Text von literarischem Wert sei.

Das Urteil hat große Bedeutung für die Rezeption, die Werbung und die Attraktivität, schlicht den Verkauf eines Buches. Wichtiger für den Autoren vermag noch die Aufmerksamkeit sein, die er für sein Werk von Seiten der Experten erhält. Und immer wieder taucht die Vokabel des literarischen Wertes auf.

Vielleicht ist es ja eine wissenschaftliche Kategorie, die klare und konsentierte Indikatoren einschließt. Das könnten die Vielfalt von Begrifflichkeiten sein, die Raffinesse der Geschichte, die Bildsprache, der Reichtum des Inhalts und und und.

Aber vielleicht ist es auch eine intuitive Formulierung analog zur Aussage: das ist ein gutes oder schlechtes Buch! Vielleicht ist es eines dieser Totschlagargumente, die dem Daumen nach oben oder unten gleichen.

Muss man dem also trauen? Oder einfach misstrauen? Wie nur gehe ich mit diesem absoluten Qualitätsurteil um? Soll ich ihm glauben? Und deswegen ein Buch kaufen?

Ich glaube, dass der persönliche Wert höher zu hängen ist als der literarische Wert. Denn was habe ich davon, dass ein Buch das Urteil verdient, ich es aber wenig spannend finde?

Muss ich jedoch das Buch ohnehin kaufen und gelesen haben, damit Mitmenschen mich mit dem gleichen Werturteil honorieren? Das sieht man allenthalben in deutschen Wohnzimmern: dort stehen die immer gleichen Bücher, eben die Bestseller.

Noch dicker kommt es, wenn dann Weltliteratur zugeschrieben wird, die Zugehörigkeit zu einem Kanon, eine Schrift nationaler Prominenz, ein Werk epochaler Bedeutung oder ein Archetypus. Vor dieser Inflation von Superlativen weiß man als schnöder Konsument nicht mehr, was tun.

Wahrscheinlich ist es die Wertschätzung des Buches an sich, das es zu etwas Besonderem macht. Schließlich ist es Produkt einer geistigen Leistung. Und das schätzen die Menschen eben im Übermaß. Denn es ist ihr Spiegelbild. Es ist das zentrale Kriterium, ein homo sapiens zu sein.

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