Welch enorme Kraft diese bibelähnlichen Erscheinungen wie buddhistische Mönche haben! Sie ziehen den Menschen in seiner Suche nach Sinn an.
Im Kern geht es beim Buddhismus darum, an allem Gegebenen zu zweifeln: ist es wirklich richtig, wie es sich darstellt?
Die zentrale Methode ist die Debatte zwischen Menschen: zu hinterfragen, was Thesen sind und somit die Wahrheit herauszuschälen.
Es geht um die innere Ordnung des Einzelnen, nicht um die politische und gesellschaftliche Ordnung für ein ganzes Land.
Ob Interessenten dies wissen, ist ungewiss. Vielleicht ist dieser komplette Gegenentwurf ja ausreichend attraktiv, um nicht mehr im Hier und Jetzt zu verbleiben und an seinen Konflikten und Unabwägbarkeiten zu verzweifeln.
Ich selbst ertappe mich beim größtmöglichen Unwissen über die Praxis dieser Weltreligion. Zwar habe ich bereits ein Buch des Dalai Lama gelesen, doch weiß ich deswegen noch nicht um die Lehren. Doch die Haltung dieses einen Mannes verrät mir eine Menge über die Faszination, es ihm nachzutun.
Dieses Lächeln in seiner Mischung mit Lebensweisheiten, die unmittelbaren und direkten Bezug zum Handeln der Menschen haben, sind so viel mehr als der bloße Hinweis des Christentums auf einen Gott, der da irgendwo für uns da ist.
Die ruhigen Bewegungen der buddhistischen Mönche und die in ihrer Kleidung ausgedrückte Demut ist etwas wie ein plakativer Gegenentwurf zum Leben in der entwickelten Welt, in der es um Bewährung, um Erfolg und um Wettbewerb geht. Dort nämlich können nur die Erfolgreichen glücklich sein.
Das Kopieren von buddhistischen Ritualen sowie das Bekenntnis haben viel damit zu tun, die westliche Lebensweise und ihre kollektive Moral abzulehnen. Das kann man als Statement und zur Schau gestellten Identität verstehen.
Das scheint ein wenig kulturell befremdlich. Nicht zu vergessen aber: wer sich frei entscheidet, entscheidet eindeutig reflektierter.