Dinge müssen zeitgemäß getan werden – basta! Ein Konsens besteht wohl dazu. Denn schließlich steigt man von der Floppy Disk auf den Stick um genauso wie von Schallplatte auf CD oder zu einem Streaming Dienst.
Alles Alt vordere wird als vergangen abgetan. Vermutlich ist das ein Zeichen der Moderne. Denn alles Neue wird als Fortschritt gesehen. Die Überwindung von alten Zöpfen und restriktiven Traditionen löst Begeisterung aus.
Selbst im Sprachgebrauch hat dieser Topos deutliche Spuren hinterlassen.
Beispiele sind ‚Nie da gewesen‘, ‚Welturaufführung‘, ‚der neueste Schrei‘, ‚auf dem Laufenden‘ deuten darauf hin, dass
‚Zeitgemäß’ ist ein Argument in Entscheidungssituationen. Denn die Auswahl aus den Optionen fällt für den Standard, von dem man annimmt, dass er ‚norm‘al ist und der gesellschaftliche Konsens ist. Sicherlich könnte man sich frei davon entscheiden. Doch schließlich möchte man sich nicht dem Standard der Norm entziehen, würde es doch bedeuten, dass man nicht das tut, „was man tut.“ Also stellt es eine Unterwerfung unter die Norm da, die schlicht die Mehrheit der Mitmenschen lebt.
Nehmen wir an, dass man ein Auto kaufen will. Ohnehin hat man dann nur die Chance, ein solches zu kaufen, welches im Angebot der Einzelhändler ist. Alles andere würde Aufwand und Begründung bedeuten: so könnte man einen Oldtimer kaufen; oder ein Auto eines ausländischen Automärkten importieren; oder gar an eine Eigenentwicklung denken. Vielleicht kommt man auch vom Autokauf gänzlich ab, wieso auch immer. Diese Optionen bedeuten Nachdenken und Engagement.
Und immer würde man sich fragen lassen, wieso man nicht den einfachen und offensichtlichen Weg aller gegangen ist, um ein Auto zu kaufen. Man muss sich erklären! Abstrakt stellt man sich so gegen die Norm.
Doch „zeitgemäß – basta“? Ist die herrschende Meinung auch meine? Darf ich eine eigene haben?