Stellen Sie sich vor, Ihre Kumpels meiden Sie plötzlich. Was dann? Versuchen Sie, die Situation anzusprechen? Sind Sie beleidigt und bleiben heroisch alleine? Gehen Sie in die Unterwerfung und schmeicheln sich wieder mit bekannten Ritualen ein?
Was passiert, wenn man von seiner Bezugsgruppe ausgegrenzt wird? Es kann klein anfangen: man wird nicht mehr eingeladen; die Gruppe verhält sich distanziert, übliche Bezeugungen, dazu zu gehören, erfolgen nicht mehr; man gewinnt den Eindruck, dass über sich selbst getuschelt wird; gelegentlich hört man von Kritik oder Lästern über die eigene Person.
Die Dynamik kann sich bis zum Gau entwickeln, aktiv und sichtbar ausgeschlossen zu werden: „Du gehörst nicht mehr zu uns. Wir wollen Dich hier nicht mehr.“
Es schmerzt kaum etwas mehr, als nicht mehr die Chance auf soziale Anerkennung zu bekommen. Ausgeschlossen zu sein, lässt im Kern wie immer mehrere Optionen zu: es zu akzeptieren, sich zu wehren oder wegzulaufen. Es gelingt jedoch nie so richtig, da emotionale Enttäuschung und Verletzung im Wege stehen.
Das Interessante dabei: Alles verlangt eine Verhaltensänderung. Denn es wird nicht mehr so sein wie bisher – als man noch mit dem Schicksal Gruppe und ihrem Innenleben verbunden war. Man ist raus. Die Erinnerung jedoch ist lebendig. Vermutlich ist ein solcher Ausschluss noch viel gravierender als die Trennung nur von einem Menschen. Solches passiert immer wieder; das soziale Gefüge muss dadurch aber dann nicht ganz wegbrechen.
Manche Menschen nehmen die Rolle desjenigen für ihr gesamtes Leben ein, nicht dazu zu gehören und somit alleine zu bleiben. Ob sie sich gleichzeitig einsam fühlen, steht auf einem anderen Blatt. Denn möglicherweise benötigen sie wenig menschliche Nähe. Oder aber sie müssen sich schlicht daran gewöhnen.
Die Neulinge im Außenseitertum müssen das aber erst lernen. Sie kennen es womöglich nicht aus ihrer Jugend. Im Erwachsenenalter ist es dann schwer. Denn ist man immer akzeptiert und gefragt, kann man nicht damit umgehen, nicht gefragt zu werden.
Ein entfernter Bekannter von mir hat freiwillig und absichtlich diesen Weg gewählt. Eines Tages entschloss er sich, seine Kollegen nicht mehr zum Mittagessen zu begleiten. So blieb er lieber am Tisch alleine als sich den – für ihn – seltsamen Unterhaltungen zu unterziehen.
Es mag emotional schmerzlich sein, das Außenseitertum. Doch auch das kann emotional stärken, da man mit sich selbst im Reinen ist. Man fühlt sich ein bisschen wie ein Held und Widerstandskämpfer.