Auf dem Bahnhof in Frankfurt sah ich eine Aktivistin, die für Sympathie für die Polizei warb. Sie war einer dieser Menschen, die im öffentlichen Raum mit irgendwelchen Botschaften für die Welt auffallen, meist sozial entrückt, wohl oft mit einer wilden Lebensgeschichte und körperlich ausgezehrt.
Doch interessant ist diese Botschaft wirklich. Denn Polizisten sind für eine große Mehrheit der Gesellschaft Feindbild – wie kaum eine andere Berufsgruppe; vielleicht Lehrer, oder Müllmänner, oder Geldeintreiber …
Beim völlig objektiven und distanzierten Blick muss das den Betrachter erstaunen. Denn nichts rührt Menschen mehr als ihre körperliche Sicherheit und Unversehrtheit in ihrer alltäglichen Umwelt. Und wird man bedroht, so ruft man nach der Polizei, dass sie einschreiten möge. Das größte Verdienst der Moderne und des Staates überhaupt ist die innere Sicherheit.
Zweitens ist man in Deutschland wohl wie kaum in einem anderen Land mit einer Polizei gesegnet, die gut ausgestattet und organisiert ist. Zudem sind Polizisten selten in Verdacht, ein korrumpierter Haufen zu sein oder in kriminelle Machenschaften verstrickt zu sein. Das ist in vielen Ländern weltweit Normalität. Dort ist die Polizei entweder Selbstbedienungsladen, ein Staat im Staat oder eine tagtägliche Bedrohung der Bürger. Genau das überrascht Neuankömmlinge in Deutschland.
Unter Deutschen allerdings gelten Polizisten als potentiell übergriffig und ungehemmt, überreagierend, verschwörerisch, usw. Für linke Kritiker des Staates sind sie Bullenschweine. Dort hält man den Mythos des deutschen Herbstes Ende der 1970er Jahre für das wahre Gesicht eines Unterdrückungsapparates, der Rasterfahndung betrieb, massenweise Freiheitsrechte einschränkte oder sich nicht an Vorschriften hielt.
Wieso schauen wir eigentlich so gerne Krimis an? Weil wir etwa diesen Schauder lieben? Weil wir diese schnoddrigen Typen mögen, die immer anecken? Weil Polizisten ein Gegenentwurf zur eigenen Normalität sind? Weil es dort im Leben und Tod geht?
Interessant ist, dass man persönlich immer ganz neugierig wird, wenn man Polizisten kennenlernt. Mir sind immerhin einige im Leben begegnet. Zuerst war es ein weiblicher Lehrling meiner Mutter, letztens eine ehemalige Azubine meines Arbeitgebers, die dann Kommissarsanwärterin wurde. Und schließlich traf ich einen echten Kommissar für Wirtschaftskriminalität, der mir eher wie ein verdeckter Ermittler bei der Mafia erschien.
Man könnte Buhmänner auch Anblaffpuppen nennen. An ihnen lässt es sich abreagieren wie an Sandsäcken. Sie sind beliebte Zielscheiben. Und das alles ist tradiert. Die meisten könnten es vermutlich nicht erklären. Buhmänner haben es nicht leicht.