Einmal Flüchtling sein

Bei einem Urlaub auf einer griechischen Insel passierte es: ich wurde für kurze Zeit Flüchtling!

Was war vorgefallen? Nach 1 Uhr in der Nacht erklang das Warnsignal der Hotelanlage; kurze Zeit später forderte uns eine Rezeptionistin zur Einstellung in der Lobby auf, wo alle Gäste zusammenkommen sollten. Von da aus sahen und fühlten wir, wie eine brennende Wand durch den Wind angefacht auf uns zukam. Von da aus ging es weiter zum Pool, schließlich zur Meeresbucht, wo ein kleiner Anleger war. Das Feuer hatte sich zwischenzeitlich vor unseren Augen ausgebreitet und schlug nun offene Flammen in den Himmel.

Ein Boot nahm uns rund 60 Personen trotz bewegten Seegangs auf und fuhr und zum nächst gelegenen Hafen. Das hätte nicht mehr über die einzige Straße funktioniert, die nämlich mitten durch das brennende Waldstück verlief.

Wir Flüchtlinge für eine Nacht wurden zu einem Café gebeten, das für uns wieder öffnete. Es gab freue Getränken, später auch noch Sandwiches. Schließlich verteilte jemand Decken.

Natürlich waren wir müde. Wir bangten um unsere zurückgelassenen Koffer und den Urlaub, auf den wir uns gefreut hatten. Wir hatten keine Ahnung, ob das Feuer das Hotel erfassen würde. Nach 5 Stunden Warten trafen die Löschflugzeuge vom griechischen Festland ein.

Der Zustand der Machtlosigkeit ist seltsam, vollkommen ungewohnt. Die Sorge um die eigenen Klamotten in der Fremde ist gegenwärtig. Und die Erleichterung darum, im Hier und Jetzt zu sein, ist groß.

Und nun stelle ich mir vor, dass ‚man‘ sich eben nicht um uns kümmert, sondern gar wieder loswerden will – welch ein unangenehmes Gefühl! Schließlich hofft man auf Menschlichkeit, also eine Unterstützung in Not. Denn es ist das, was uns Menschen ausmacht – und von Tieren unterscheidet. Das alles wird plötzlich – in der Not – umgekehrt. Man ist weder darauf vorbereitet noch lässt es sich verstehen.

Die Situation ist mir eine Lehre – verstehe ich doch so besser, was wir Geflüchteten antun.

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