Schönheit

Das Max-Plank-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt betreibt Grundlagenforschung zur Schönheit. Es darf ein völlig neues Wissensgebiet grundlegen und entfalten.

Ästhetik überschattet unsere Alltagsentscheidungen: denn man entscheidet für das Schöne, wie den schneidigen Wagen, den Wein mit dem schöneren Etikett, die hübsche Frau, das angemachte Essen. Man kann sich kaum dem Zwang entziehen, das Schöne an seine Seite zu ziehen.

Ist uns ein gemeinsamer Sinn für Schönheit gegeben? Oder ist das gelernt? Oder genetisch determiniert?

Arabische Musik oder die Peking Oper sind für europäische Ohren kaum zu ertragen. Ist der Anhänger von Picasso der eines Turner? Kann es so etwas geben wie eine Universalgrammatik der Beurteilung von Schönheit?

Die Bandbreite dessen, was als schön gelten kann, ist enorm: Sie reicht vom Gothic Style über alte Körper bis hin zu David Hamiltons Flair.

Schönheit sei subjektiv, wie eben der Geschmack grundsätzlich. Komisch ist, dass süßer Geschmack aber meist gleich wahrgenommen wird, vielleicht nur unterschiedlich bewertet.

Melodie ist Schönheit, nicht aber Rhythmus, sagt Aznavour. Das kann man aber auch ganz anders sehen.

Ein Photograph hat ein Buch über Brandenburg publiziert, in dem er die hässlichsten Szenerien eingefangen hat. Offensichtlich ist dem Menschen klar, was das Gegenteil von schön ist, nämlich hässlich. Doch auch hier gibt es Gegenbeispiele. Wie Industriephotographie, die Architektur des Brutalismus oder anderes.

Eine Grundsatzfrage lautet, wie man schöne Dinge ‚nutzt‘. Oder sind Sie gänzlich von einem Nutzen befreit, da man die sonst entweihen würde.

Dieser Tage hört und liest man vom 150. Geburtstag von Stefan George. Eigentlich kennt man nur sein Portrait, das wie das einer alten Dame aussieht, „die ihre Schokoladenseite zeigt.“ Sein Dichterkult war ein Ausschlag der Geschichte: denn er wollte einen Kult der Schönheit schaffen; also so etwas wie eine Religion. Wieso sich nicht die Schönheit anbieten?

Ich weiß nicht, ob Schönheit auch ein therapeutisches Konzept sein kann. Die Krisenhaftes erlebt haben, werden mit Malerei oder Eurhythmie wieder stabilisiert.

Es gibt diesen schiefen Kopf, den man anlegt, wenn man etwas schön findet. Haben Sie das jemals beobachtet? Die Hausfrau, die die Tischdecke glatt streicht; der Maler, der einem Strich zieht; der Handwerker, der die Bearbeitung eines Materials abschließt?

„Schönheit liegt im Auge des Betrachters, oder „de gustibus non est disputandum“ usw. sind die gängigen Meinungen. Und doch diskutiert, streitet man gar darüber, ob etwas schön ist. Solange wir niemals erklären können, was Schönheit ist, bleibt eine rationale Auseinandersetzung darüber sinnlos. Denn eine Argumentation kann es nicht geben; Beweise gibt es auch keine; eine Theorie fehlt – es gibt also kein wissenschaftliches Rahmenwerk, an dem sich orientieren ließe. Also lässt man es besser!

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