Die Bankrotterklärung der Politik

„Ich hasse alle“ ist ein Auswurf von Kindern in Momenten ihrer Trotzphase. Mit neuer und gewaltigerer Kraft wiederholt sich das in der Pubertät. Auch im höheren Alter begegnet man Menschen, die nichts Gutes mehr finden können. Es sind die verbitterteren und zu kurz gekommenen.

Neuerdings jedoch übernimmt auch die Mehrheit der Erwachsenen und reifen Menschen diesen Zug, alles und jedes zu verneinen. Man ist schlichtweg nur noch ‚gegen‘. Das hält auch Einzug in fast alle der alltäglichsten Unterhaltungen, wie viele Beobachter in Journalismus, Literatur und anderen Medien dokumentieren.

Allmählich löst auch Hass wissenschaftliche Neugierde aus. Vielleicht werden auch schon erste Erklärungsversuche typisiert. Ein Konsens hat sich hier noch nicht öffentlich verbreitet.

Man kann den Bewerter, aber auch den Bewerteten als Quell des Hasses ausmachen. Denn auch die gehassten Opfer scheinen erst den Hass auslösen zu können – man vergleiche das mit dem liebenden Vater, der aber nordafrikanischer Herkunft ist.

Es gibt auch solche, die sagen, man höre schon gar nicht mehr hin. Denn die Nachrichten seien so voll von Elend und Hass. Doch gibt es auch die, deren Milieu Hass als zentralen Charakterzug aufweist, wie Fox News, wie Rapper, wie Autonome.

Selbst die Politiker beginnen nun auch noch zu hassen. Trump muss für viele herhalten: hier aber scheint mir der Wesenskern des Mannes zu liegen, der eben den Status Quo ablehnt und zur jüngsten Vergangenheit des weißen industriellen Amerika zurückkehren will. Und so hasst er alles und jeden, der nicht dieser Epoche verschrieben ist. Das gilt auch für andere Diktatoren, die derzeit die Schlagzeilen bestimmen.

Ideologie heißt, alles abzulehnen. Katholizismus ist eigentlich das Modell, da es nur die eigene Lehre akzeptiert – und alles andere der Vernichtung freigibt: entweder man gehört dazu – oder man ist ein Feind. So wurde vermutlich auch missioniert. Bei der islamischen Umma ist das nicht anders.

Hass ist ein zerstörerisches Element für Frieden und Sicherheit. Gerade diejenigen, die das nie erfahren haben, scheinen es nicht schätzen zu können. Was tun mit den Menschen, die hassen? Ihnen die physiologische Grundlage entziehen – und ihnen zwangsweise Beruhigung zuführen? Sie vorsorglich einsperren? Ihnen freien Lauf lassen?

Und was hat denn die Politik mit all‘ dem zu tun? Niemand wird ihr ernsthaft zutrauen, den Hass der Menschen abstellen zu können. Doch man ruft als letzter Instanz nach ihr. Es lässt sich daran erkennen, dass vom Staat als Rahmen der Politik – wie zur Zeit einer historischen Werdung – Sicherheit erwartet wird. Nur dann wird ihm Legitimität zugesprochen. Bestand jedoch früher die Bedrohung mit Waffengewalt, so ist es heute der mentale, geistige und verbale Hass. Leider sind die Hasser auch diejenigen, die beschützt werden wollen.

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