Dürer malte zwei betende Hände, die so schön sind. Es ist eine Radierung, die als Druck vermutlich eine ebenso große Verbreitung gefunden hat wie die Mona Lisa. Sie hing in allen möglichen Haushalten zumindest in Deutschland. Was wohl die Betrachter damit verbunden haben?
Dass Dürer Franke war und dieses rüde, Konsonanten-lastige Deutsch sprach, ist kaum glaubhaft. Und dass es im groben Mittelalter, als die Karren im Morast der Wege stecken blieben, überhaupt so feine Darstellungen mit Bleistift entstehen konnten, ist eine dicke Inkongruenz.
Bill Withers widmete mit dem Lied ‚Grandma’s Hands‘ eine Würdigung dieses Körperteils. Gerade bei älteren Menschen ist schön anzusehen, wie die Erfahrung den menschlichen Körper gestaltet. Das Alter von Händen erzählt zwar keine Geschichten; doch die bloße Gestalt deutet sie an.
Doch worauf schauen wir eigentlich, wenn wir Menschen erblicken? Natürlich sind es Kopf und Silhouette. Kommt man sich allerdings näher, so sprechen die Hände unentwegt. Gerade wenn man sich gegenüber sitzt, übernehmen die Hände wohl die Hälfte der Unterhaltung.
Hände sind das Werkzeug des Homo Faber, des schaffenden und kreativen Menschen. Ganz wesentlich gehören wohl Hände und Kopf zusammen. Geradezu ist es das erste ausführende Organ des Geistes.
Doch Hände haben nicht nur ein Aussehen, sondern auch eine Haptik. Denn berührt man seine eigenen Hände, so ist alles dabei, was die Aufmerksamkeit erfordert: denn die hohe Nervendichte garantiert, dass man seine eigenen Stimmungen verändern kann. Händehaltungen, nicht Händchen halten, sind so sehr ein Anker des Ich’s. Man blicke auf die Raute von Angela Merkel; man erinnere sich der verschränkten Hände seines Pfarrers; man denke an das gemütliche Daumen Drehen; oder man rufe sich die gefalteten Hände älterer Menschen in Erinnerung.
Das Aussehen von Händen ist jedoch besser als die Berührung: denn Finger und Handfläche können rau und trocken sein. Hände können schwitzig, ja geradezu wässrig sein.
Und Hände nehmen auch wesentlich mehr Gerüche als andere Körperteile auf, da sie ja auch mit allem Außeneinflüssen in Kontakt treten.
Hände erzählen von beruflichen Tätigkeiten. Oft glaubt man gar, sie zeugten von Talenten und Haltungen. So ist die feingliedrige Hand die eines Künstlers, die kräftige Hand die eines Arbeiters.
Hände spielen auch bei emotionalen Reaktionen des Menschen eine wichtige Rolle. So rauft man sich die Haare; man vergräbt sein Gesicht in seinen Händen; u.a.
Hände sind wohl nicht nur Werkzeuge des Menschen. Sie sind ein Freund der Seele, ein Stück auf Außendarstellung des Charakters einer Person.