Stellen Sie sich ein altes Schloss irgendwo in Schottland vor, ähnlich dem im Showdown des James Bond-Films Skyfall. Es steht dort grau und erhaben, gleichwohl kalt und entleert. Es löst schon mit dem ersten Blick Neugierde aus: wer hat es gebaut? Wen hat das Schloss beherbergt? Wieso wurde es verlassen?
Was würden US-Amerikaner wohl dazu sagen? Sie gingen in die Knie und würden sprachlos staunen. Denn für einige Menschen ist Alter alleine schon ein Grund, Ehrfurcht zu bezeugen.
Andere Menschen hingegen sind von Spuren der Vergangenheit genervt, wenn sie privaten Anliegen in die Quere kommen. Kölner und Mainzer würden sagen, dass beim Ausheben einer jeden Baugrube irgendetwas zu Tage tritt, was zum Baustopp führt. Griechen gehen mit ihren antiken Stätten teilweise so um, als ob es landwirtschaftliche Schuppen wären. Und in ganz anderen Ländern, in denen Menschen täglich um ihr Überleben kämpfen, wird Historisches erst gar nicht wahrgenommen.
Und dann gibt es noch die Ideologen, die Spuren anderer Systeme beseitigen, möglichst brutal, um im Akt der Zerstörung alleine schon ein Zeichen zu setzen. Das gab es jüngst bei der IS-Herrschaft im Mittleren Osten. Aber es würde massenweise auch bei der Überwindung der bürgerlichen Herrschaft in den real sozialistischen Staaten zur Regel.
Und so gehen Gesellschaften, besser Kulturen und Milieus sehr unterschiedlich mit älteren Menschen um: bei den einen die Verdrängten und Geschmähten, die weg Gesperrten und Vernachlässigten, bei den anderen jedoch die Anführer und Autoritäten, die Erhabenen und Respektierten.
Man muss sich das klar machen, dass jeder Mensch hier nur das tut, was er ‚glaubt‘. Alter hat keine Zukunft, aber eine riesige Vergangenheit. Gilt den einen das Zittern der Hände und die Bedürftigkeit als Nachweis für Erfahrung, so den anderen als Schwäche.
Wie sich Vergangenheitsform-orientierte Länder im auf und ab der Geschichte machen, ist wohl nicht systematisiert. Für sie ist davon auszugehen, dass die alten von Bedeutung waren. Für die anderen ist genau das Gegenteil der Fall: Sie haben Altes über Bord geworfen und in die Entwicklung von Neuerungen investiert.
Das Alter von Dingen steht vermutlich in keinem Zusammenhang mit der Wahrheit und Passung. Jedoch ist Erfahrung immerhin ‚die‘ Quelle der Erkenntnis, würde man sie denn auch konsequent nutzen.