In einem Interview mit der neuen Bildungsministerin des Landes Brandenburg, Birgit Ernst, äußerte sie, dass im Kern politischen Engagements das Argument stehe.
Ich war geradezu elektrisiert von dieser Klarheit, wie man Politik angehen kann. Denn auch in jedwedem Dialog halten wir als Maßstab hoch, die Wahrheit durchzusetzen. Und es stimmt, soweit ich Menschen im heftigen Dialog beobachte, dass alle Beteiligten den anderen von den eigenen Ansichten zu überzeugen suchen.
Wer Interessen hat, zu denen er sich bekennt, muss sie gegen anderes aufrecht erhalten, um besten Fall durchsetzen.
Was aber passiert, wenn beide Wahrheiten auf einem großen Fundus an Fakten und Erfahrungen beruhen? Dann bilden sich Systeme aus, Anschauungen ubd Haltungen.
Eine Identifikation des Menschen mit dem System, nehmen wir den freiheitlichen Liberalismus, kann nicht anders, als ihn eins mit seiner Persönlichkeit zu bewerten.
Tja, wie soll es dann überhaupt zu einer Haltung kommen, dass auch ein anderer ein besseres Argument haben kann? Es geht nicht. Es würde erst dann funktionieren, wenn das eigene System keinen Schaden nimmt, soweit man dem Gegenüber recht gibt. Das wäre bloße Taktik.
Es kann bei einer politischen Auseinandersetzung, in der der Glaube an eine Sache auf dem Spiel steht, keine Zugeständnisse geben.
Anders verhält es sich dann, wenn der gesamte politische Rahmen die Menschen überzeugt, an ihn zu glauben. Dann ist es möglich; nicht nur leichter, Zugeständnisse zu machen.
Die erwähnte Politikerin hat also nur recht, wenn sie mit Gegenübern zu tun hat, die in der Wahl der Mittel streiten, nicht aber in den fundamentalen Zielsetzungen, für das sie in der Politik aktiv sind. Und so ist sie nur auf einer Insel der Wahrheit. Die Welt kann sie somit nicht erklären – und in ihr auch nicht erfolgreich sein. Geht es um die Auseinandersetzungen um widerstrebende Zielsetzungen, zählt nur noch die Macht, sie gegen die anderen durchzusetzen.