Ekel lässt sich nicht unterdrücken. So viele Wissenschaftler schreiben, dass man dem inneren Gefühl des Ekels nichts entgegen setzen kann.
Ich weiß ja nicht. Zunächst denke ich an Sozialarbeiter oder an Pathologen. Sie haben einen professionellen Umgang mit den Seiten des verwahrlosten Ding Mensch, die sich in Geruch, Körperausscheidungen, Schmutz, asozialem Verhalten und anderem zeigen. Sie müssen das annehmen, um ihren Auftrag erfüllen zu können.
Dann denke ich an Hundehalter. Die laufen derzeit mit kleinen Beuteln herum und sammeln den Kot ihrer Vierbeiner ein. Ich beobachte dabei nie (!) dieses Gesicht, was darauf schließen lässt, dass sie die Masse in ihrer Hand anwidert.
Aber auch denke ich an verwandte Menschen. Eltern müssen während der Aufzucht ihres Säuglings und späteren Kleinkinds immer wieder und wieder die auswürfe der kleinen Menschen nehmen, wie sie sind. Das würden sie für niemanden sonst tun. Es würde sie ekeln.
Und dann kommt noch der älter werdende Mensch hinzu, der allmählich die Kontrolle über seinen Körper einbüßt. Die Partner und Kinder sind bereit, alles zu tun, um die Contenance vor der Umwelt zu wahren.
Wie machen sie das alles? Diese Menschen ertragen, was andere Menschen anekelt. Sie beherrschen ihren Ekel. Es ist schön zu sehen, dass Menschen mit einem Auftrag persönlicher Bedeutung über menschliche Bestimmtheit hinweggehen können. Sie überwinden vermeintliche anthropologische Konstanten.