Der Harlekin

Die Melancholie hat ein Gesicht, den Harlekin des polnischen Historienmalers Jan Matejko.

Es handelt sich um den Hofnarren Stańczyk, der betrübt auf dem Bett sitzt, nachdem er vom Verlust eines Teils des polnischen Herrschaftsgebiets an die Preußen erfährt. Sein Körper hängt geknickt auf der Bettkante. Sein rotes Kostüm ist so unpassend wie man sich kaum vorstellen kann. Sein Blick geht trübe zu Boden.

Gerade weil es seine Aufgabe ist, den Hofstaat zu belustigen, zu unterhalten und zum Nachdenken anzuregen, kann er sich auch nicht in seine Traurigkeit fallen lassen. Seine Stimmung bleibt gleichwohl verhalten und gedämpft, da seine Späße nicht über das historische Faktum hinwegtäuschen können.

Melancholie ist daher nicht einfach nur Traurigkeit, sondern auch der Versuch, weiter am Leben teilzuhaben. Doch der externe Beobachter bemerkt natürlich, dass die Vitalität und Lebensfreude zumindest für eine Zeit verschwunden sind.

Für diejenigen, die der beklemmenden Stimmung verfallen sind, heißt es, das Kostüm als Anreiz für eine Besinnung zu akzeptieren, wieder die eigene Stimmung in eine Balance zu bringen. Streift man es ab, ist der Kontakt zur Lebenswirklichkeit vorerst gebrochen. Man würde seine Rolle und seinen Stand in der Gesellschaft verlieren.

Im Gegensatz zum Clown gehört die Traurigkeit nicht zum Portfolio des Harlekins. Der Clown darf rühren, soll fühlen motivieren. Der Hofnarr allerdings ist ein Spiegel; seine Aufgabe ist die eines Warners, der Teil hat auch am Diskurs und dem Rationale einer Diskussion zu Hofe.

Ich wundere mich zuweilen, dass dieser Tage keinerlei Funktionen bei Regierungen vorgesehen sind. Es ließe sich glauben, dass die Opposition dies vollführe. Das kann aber wohl nur die politische Satire. Doch schauen die Politiker solche TV-Sendungen?

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