Fordern statt Beichten

Entsetzter kann man nicht sein: die öffentlich-rechtlichen Medien schelten alles, was vermeintlich mangelnde Verantwortung ausmacht: verfolgt Eure Interessen; macht Kompromisse; folgt dem, was Ihr im Wahlkampf gesagt habt; folgt nicht dem Ruf der Macht; tretet zurück; legt bitte mittelfristige Programme vor; tretet zurück; man soll den Wähler respektieren; und und. Am Ende bitte: liefert; lasst uns in Ruhe mit Sachfragen; unterhaltet uns! Die sind doch alle doof.

Die sozialen Medien sind vermutlich stärker im Duktus: Ihr seid unfähig; Ihr wollt nicht; Ihr ver …

Diese Öffentlichkeit zwingt zur Erfüllung von allem und jedem – auch wenn es sich widerspricht. Es gibt gar die These, dass eine Koalition das Beste ergibt, weil alle Strömungen und Absichten darin enthalten sind.

Was tun? Ist jetzt ‚die‘ Politik Mensch geworden? Sind wir nun zufrieden, dass die auch nicht anders sind? Wollen wir den Politiker als Elite und Mächtigen endlich auf Augenhöhe, um uns gut zu fühlen? Es ist, als ob alle Wähler an dem Drehbuch einer Sitcom von bekannten Entscheidungsfindern mitschreiben würde. Es geht nur noch um das wie (des Possenspiels), nicht mehr um das was (die zu regelnden Probleme und Inhalte).

Aber kann das gelingen? „Zu viele Köche verderben den Brei“, heißt es rechtens. Ist das wirklich noch Politik, in der es eigentlich darum gehen sollte, die Herausforderungen und Probleme des Kollektivs, eben der Gemeinschaft (die im griechischen Polos genannt wird) zu lösen? Da geht es um Überleben, die nachhaltige Sicherung der Nahrungsmittel und um die Verteidigung gegen eventuelle Feinde, wie Menschen, Natur oder Krankheit.

Und es sind die Medien, die in den Dienst des Voyeurismus und des Mobs getreten sind. So werden sie selbst wahrgenommen. So spielen sie im Zeitalter des Internets überhaupt noch eine Rolle, in der jeder zum Schreiberlinge mutieren kann, da er leicht an Öffentlichkeit gelangen kann. Und so buhlen sie darum, noch wahrgenommen zu werden, indem sie ‚human interests‘, also Zeitschriften -Themen zum Zentrum macht. Dabei geht kaum mehr um informieren oder analysieren, eher um unterhalten und kommentieren, am Ende gar um Meinungsmache.

 

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