Gefalle ich mir eigentlich?

Mein Vater sagte gelegentlich über Menschen, dass sie sich selbst nicht gefallen. Das waren Typen, die muffelig, zickig, unfreundlich und abweisend waren. Die Interpretation meines Vaters bezieht sich auf Menschen, die seltsam sind, ohne einen objektiven Grund dafür zu haben.

Ähnlich stellt sich die Welt dar, wenn man schlecht gelaunt ist, ohne einen triftigen Grund dafür angeben zu können. Dann könnte man höchstens unbekannte biochemische Vorgänge anführen, um seine Stimmung erklären zu können.

Ich kann mich noch an eine Szene erinnern, die mich beeindruckte – und mir ein Stück erwachsener Sein bedeutet. Eine Mutter scholt ihren jüngsten, der einfach nur ‚nöckelig‘ (ein Ausdruck meiner Mutter) war. Er nölte weiter. Schließlich gab sie ihm einen Klaps auf den Hintern mit den Worten: „nun hast Du wenigstens einen Grund, schlecht drauf zu sein.“

Dieses Phänomen, aus einer momentanen körperlichen Stimmung heraus schlechter Laune zu sein, ist nur ein Bild für Menschen, die sich in ihrer Haut nicht wohl fühlen. Sie hadern mit sich, und treffen mit ihren Aggressionen und Seltsamkeiten Dritte.

Als Beobachter (diese Rolle kann man sich nur einbilden) ließe sich ohne weiteres Hintergrundwissen fragen, ob man sich die Frage ‚Gefalle ich mir?‘ eigentlich selbst stellt. Wann tut man es? Versucht man sich so zu ändern, dass man sich schlussendlich mag? Würde man anderen zustimmen, die sich auch über sich selbst abfällig äußern? Wie: „oh ja, ich gefalle mir schon seit Jahren nicht. Das ist richtig, was Sie sagen.“

Man könnte weiter gehen: würde ich mich in mich selbst verlieben können? Kann ich in meinem Sein und Zustand ein Modell für andere sein? Wären anderen Menschen froh, ich zu sein? Und wenn ich mich so ansehe und reflektiere: mache ich meine Sache im Leben eigentlich gut?

Zu selten stellen wir uns derlei in Frage, auch wenn wir gegenüber anderen uns leicht tun, irgendetwas zu identifizieren, was uns missfällt. Sind wir zu faul? Zu irrational? Geben wir nach der Pubertät einfach auf, uns selbst Fragen zu stellen? Oder haben wir schlicht Angst um den inneren Konflikt, der sich dann auftun könnte?

Ich selbst hadere nicht mit meinem Äußeren. So muss ich auch keine Zeit vor dem Spiegel verbringen, um mich zu prüfen – und mich schließlich ins echte Licht zu rücken. Und ich hadere immer weniger mit mir – aber gefalle ich mir im Umkehrschluss dann auch schon?

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