In einem Film hörte ich, dass der Verdächtige einer Kriminaltat schon immer todessehnsüchtig gewesen sei. Schon lange habe ich nicht mehr davon gehört, dass solche Menschen tatsächlich leben.
Meine Mutmaßung ist, dass dies in Zeiten von fundamentalen Krisen im Leben auftritt. Vielleicht aber gibt es das auch als Charakterzug: Menschen wären so immer drauf und dran, sich gefährlichen Situationen zu exponieren oder gar selbst aktiv den Tod zu suchen.
Vielleicht existieren solche Menschen, die des Nachts und tagsüber umherstreifen, um den Tod zu suchen, ihm zumindest nicht auszuweichen.
Was sie wohl gedanklich bestimmt? Immer wieder daran zu denken, wie der Todesvorgang aussehen möge? Oder wie die Bekannten seiner Selbst gedenken würden? Oder ob es ein Danach gibt?
Immer mehr offenbart die Hirnforschung, dass Veränderungen durch Unfälle oder organisch-biologische Veränderungen dazu führen können, auch neue charakterliche Züge zu entwickeln. Vielleicht taugt das als Erklärung für die Entwicklung von Todessehnsucht. Aber es könnte auch in Seltsamkeiten der kindlichen Phantasie liegen, die den Heranreifenden dazu bringt, diese Sehnsucht zu aktivieren. Verstehen lässt sich nicht, was in den Betroffenen vorgeht, so lange man nicht wissenschaftliche Evidenz bemüht.
Aber was ist mit denjenigen, die begeistert und schaurig auf die Betroffenen schauen? Die glauben, dass dies besondere Menschen sind? Dass sie beneidenswert sind, da sie das Teuerste aller Güter, nämlich das eigene Leben relativieren? Dass Sie möglicherweise eine höhere Einsicht haben, um so zu denken? Die vermutlich weder einsehen können noch wollen, dass es sich bei den Sehnsüchtigen um arme Teufel handelt?