Auf Weltreise im eigenen Land

Kürzlich war ich in Sachsen, genauer in der Lausitz. Die Begegnung mit Menschen ist dort, wie ich fühle, als wenn ich als Mensch auf einem Planeten nur Zwerge oder andere Fremdlinge treffe.

Die Menschen gucken; Sie ziehen dabei den Kopf etwas zurück, um künstlich noch mehr Distanz aufzubauen. Sie lachen dieses verlegene Übersprungslachen, ohne dass weit und breit ein Witz zu finden ist.

Vom Anblick her sind sie irgendwie anders: denn oft färben sich die Frauen ihre Haare in schrillen Farben. Die Männer sind häufig tätowiert und gepierct. Auch ist die Kleidung merkwürdig auffällig, überladen – als ob sie nicht eine Fläche ohne irgendeinen Schmuck, eher Gedöns, ertragen.

Auch die Inneneinrichtungen sind so: völlig überladen mit Nippes; meist Souvenirs aus dem Leben der Bewohner und ihrer Verwandten; ohne einen strukturierenden Stil als eben die bloße Sammlung von Souvenirs. Autos sind voll von Kleinigkeiten.

Kleinere Städte sind ähnlich strukturiert; Sie folgen denselben Logiken des Rückbaus aus einer ‚blühenden‘ Zeit. Im Zentrum sind Markt und Bahnhofsvorplatz. Ein Netto, Lidl oder Aldi ist Zentrums-nah auf einer Ödfläche erstanden. NKD, KIK oder ein Billig-Sortimentler sind zu finden. Es gibt die Filiale eines Systembäckers, wie auch immer sie heißen, ist meist ‚am Platz‘ und ein kleiner Treffpunkt. Nagelstudios und Solarien sind fast immer zu finden, ein Friseur auch. Ein Versicherungsbüro ist schick aufgemacht. Eine Apotheke, die Arztpraxis oder die Post runden das Bild ab.

Eine städtische Infrastruktur gibt es freilich auch, die jedoch in Einheitsgestalt wie in anderen Teilen Deutschlands besteht. Dazu gehören die Verkehrsflächen, Ämter oder Versorgungsanlagen. Sie sind alle modern, vermutlich auf dem neuesten Stand der Technik.

Die Bildersprache des Alltags ist die aus Graffiti, Aufklebern, Plakaten, Werbungen und Ladennamen. Auffällig ist dabei wieder der schale Witz, die oft martialisch-aggressive Rhetorik und auffällige Farbgebung, die alles aus dem Malkasten herausholt.

Ergo: selbst wenn man sich äußerlich ähnlich ist, aus der gleichen Ecke stammt, dieselbe Sprache spricht … man kann sich so fremd sein wie man glaubt, es dem Ureinwohner auf einer fernen Insel zu sein.

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