Die guten alten Freunde gehen

In der Zeitung las ich, dass Rehberg gestorben ist. Wer? Na, Hans-Michael Rehberg.

Er war ein Schauspieler, dem ich über 40 Jahre immer wieder begegnet bin – aber eben nur als Zuschauer. Rehberg spielte kleine und große Rollen. Er war ein sog. Charakterschauspieler, weder sympathisch noch abstoßend. Er war einfach da. An seine Rollen kann ich mich nicht erinnern, aber seine Bewegungen, vor allem seine Stimme. In meiner Erinnerung geblieben ist, dass er meist ernst, undurchdringlich und wichtig war.

Was er wohl für ein Typ war? Wieso er wohl immer so distanzierte Rollen spielte? Warum er gerade dafür ausgewählt wurde?

Das Spannende an Schauspielern der zweiten Garde, also der prominenten Nebenrollen ist, dass wir sie alle in unser kollektives Erinnern eingebettet haben. Vermutlich würden wir sie auf der Straße erkennen und versucht sein, sie zu grüßen. Wir aber wissen über sie als Menschen nichts, gar nichts. Sie sind nicht die Ikonen der Presse. So erfahren wir auch nichts über ihr Privatleben.

Über die Todesnachricht ist man kurz geschickt und getrübt – als ob ein Bekannter nun niemals mehr zu Besuch käme. Es reißt ein Stück Gewissheit aus der eigenen Erinnerung, die eigentlich Gegenwart ist.

Doch im Kino unserer Gedanken sind sie wohl Vertraute. Wir können mit ihnen spielen und spekulieren. Sie sind möglicherweise auch markant, da sie für Typen von Menschen stehen, bestimmte Handlungen, ihre Stimmen oder Gesichter uns an dritte erinnern. Sie sind daher ein Stück Wiedererkennungs-Muster für so allerlei.

Es ist ein wenig so wie mit ehemaligen Mitschülern. Auch sie verschwinden nicht in unseren Erinnerungen. Sie sind wie eingeprägt. Daher geht mit ihnen ein Stück Vertrautheit einher. Und so spielen sie auch eine Rolle, wenn wir zwischen zwei Filmen entscheiden müssen: dann geht der Abenteurer wohl für den Unbekannten, der andere für den Bekannten – als ob man wüsste, worüber man sich dann unterhalten würde.

Irgendwie ist es schön, auch Unbekannte zu seinen Bekannten zu zählen, wenn es auch nur eine einseitige Beziehung ist. So erweitern wir immens unseren Freundeskreis.

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