Neulich erhielt ich bei Xing eine Anfrage. Dort kann man unter Interessen seine Motive für eine Kontaktaufnahme angeben. Der Anfrager suchte nach: interessanten Menschen und spannenden Herausforderungen.
Irgendwie war ich gerührt, dass ich in diese Kategorie passen sollte. Es klang ja wie ein Kompliment. Vielleicht hatte das aber auch damit zu tun, dass der Anfrager keine Alternativen im Template zu wählen wusste. Wozu er jedoch eine Anfrage stellte, bleibt mir unklar.
Doch wie ernüchternd und hoffnungsfroh mich dieses Interesse stimmten, ist eine andere Sache. Denn auch wenn sich so gut wie alle Menschen – bis auf die schüchternen und soziophoben – auf die Suche nach interessanten Kontakten machen, wer äußert es schon in dieser offenen und transparenten Form? Vermutlich sind die Social Media – Nutzer eher geneigt, sich selbst als Angebot zu offerieren, um wahrgenommen zu werden, als tatsächlich darüber auf die Suche zu gehen.
Es ist wohl auch die neue Welt der Kommunikation, aus dem geheimen und geschützten Raum heraus Kontakte aufzunehmen. So lässt es sich vermeiden, die Schmach der Zurückweisung zu erleben: die kennt jeder, der in der Jugend auf andere zugeht, um mit Ihnen in Kontakt zu gelangen. Und es gibt diejenigen, denen diese Form von Kommunikation völlig ausreicht.
Welchen Anspruch hat nun der Nachfrager an mich erhoben? Dieser Mensch ist weit weg. Ich werde gewiss nicht mit dieser Person in einem Dialog über irgendetwas treten. Und so ist es natürlich bequem, einfach nur den Kontakt bestätigen zu können, ohne mich auf anderes einlassen zu müssen. Vielleicht jedoch würde es sich lohnen.