Bequemlichkeit

Wieso ändern eigentlich die Menschen ihr herkömmliches Leben so rasch? Wieso ist alt auch in der Wertigkeit alt? Wieso lassen sich Menschen auf sich immer häufiger neue technologische Neuerungen ein?

Es gibt wohl drei Begründungen dafür:

Der Mensch ist süchtig nach Bequemlichkeit.

Der Mensch möchte Veränderung. Er hasst Gleichförmigkeit. Er möchte Neues.

Und der Mensch möchte modern erscheinen. Zwischenzeitlich ist das ein Wert für sich.

Früher war Landflucht. Wieso? Die Menschen wollten Strom und Wasser. Sie wollten weniger von der harten Arbeit. Sie wollten nicht mehr abhängig von den Launen der Natur sein. Sie wollten die Annehmlichkeiten des Alltags. Sie wollten die städtische Infrastruktur und den Verlass auf die Angebote an Lebensmitteln.

Heute will der Mensch auch alles einfacher haben. Dem Argument, das etwas schnell geht und praktisch ist, scheint nicht widersprochen werden zu dürfen. Denn es ist ein heiliges Motiv, das alle im Konsens vereint. Es ist auch Teil des gesunden Menschenverstands.

Ist Bequemlichkeit etwa zum Elixier gesellschaftlichen Wandels geworden?

Ich habe Angst, dass damit auch die Einfachheit Einzug in unser aller Leben nimmt. Denn die vielen Rituale und die kulturellen Unterschiede werden damit zum Opfer des technischen Einheitsbreis.

Zur Illustration ließe sich anführen, dass Navigationsgeräte in Autos oder in Mobiltelefonen es tatsächlich einfach macht, den Ort x zu finden. Es vermeidet Fehler, somit Energie, verhindert den Stress und führt natürlich zu weniger Unfällen. Es ist schon eine feine Sache!

Und doch: wir opfern damit die Chance, einem räumlichen Überblick zu gewinnen; wir verlieren eine Kombinationsgabe, die man Transfer nennt; wir wissen nichts mehr über das richtige Falten von Stadtplänen; wir können nicht mehr Karten lesen (auf die wir im Internet jedoch weiter zugreifen können); wir verlieren die Kultur der nationalen Einheiten und Sortierungen.

Die Bequemlichkeit aber ist keine Entspannung – das sollte man nicht verwechseln. Dazu ist der Mensch zu sehr Homo Faber. So stürzt er sich auf die Eroberung des neuen Gerätes und vernachlässigt die natürliche und moderne Umwelt. Er wird eigentlich ein wenig selbst zum Avatar.

Das Schlimmste ist, dass dies alles auf Kosten unserer körperlichen (vielleicht auch geistigen) Gesundheit geht. Denn der menschliche Körper wird zig Generationen benötigen, sich der heutigen Technik anzupassen. Und die wird dann ohnehin eine neue und weiter gezogen sein.

Vielleicht sollte man das Dschungel-Buch zitieren. Der Bär Mogli singt: versuch’s doch ‚mal mit Gemütlichkeit! Seine Kindesbären könnten heute aber auch schmettern: Versuch es hin und wieder ohne Gemütlichkeit!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert