Es gibt diese Frage, die für Menschen von immenser Bedeutung ist: „hast Du Kinder?“
Für die einen heißt es, zu wissen, was den anderen wirklich ausmacht. Haben sich die anderen der Mühsal und der Freude der Kindererziehung ausgesetzt? Haben Sie ‚echte‘ Verantwortung übernommen? Andere überhöhen gar diese Erfahrung als Essenz des Lebens.
Andere wiederum würden gerne verneinen, da sie Eltern als unmündig betrachten. Schließlich sind sie in ihrem fixen Rahmen an Lebenssinn gefangen. Sie sind unflexibel. Sie machen sich abhängig von Kindern. Sie sind diejenigen, die heiti teiti vor Rationalität stellen, Kinder überhöhen.
Dann gibt es auch diese verdammte Frage, die Frauen erwischt, wenn Sie mit Frauen zu tun haben: ist es jetzt nicht Zeit für Kinder? Wenn nicht jetzt, schließt sich das biologische Fenster. Dann ist die Chance vorbei. Die Frau ist Ihrer biologischen Bestimmung dann nicht nachgekommen. Die Uhr hören die Frauen ticken, so sie sie hören wollen.
An dem Verhalten sieht man, wie sehr Retro eigentlich Tradition ist. Denn auch die jugendlich-adoleszente Retro-Bewegung muss sich dem Lebensmodell bzw. seiner biologischen Bestimmung unterwerfen.
Es ist wie eine Bewährungsprobe, um bei den anderen als vollwertig gelten zu können. Kann es aber sein, dass auch andere vollwertig sein wollen?
Es gibt andere Bewährungen wie das des Mutter oder Vater seins, denen man mit anderen Fragestellungen auf die Spur geht:
– ist Ihre Mutter gestorben?
– haben Sie eine Karriere aufgeben müssen?
– haben Sie Ihre Grundsätze schon betrogen?
– hatten Sie bereits eine ernste Krankheit?
Eine Bekannte von mir erzählte mir von einer Bekannten ihrerseits, die in einem Streitgespräch, soweit sie verbal in die Ecke gedrängt wurde, immer final sagte: „Und ich habe schließlich 5 Kinder.“ Im Kern zählt dieses Faktum eben mehr als alles andere. Es will sagen, dass man Recht hat.
Seltsam ist, dass Kinder haben eher eine Last ist. Denn mit der Jugend beginnt die Schwierigkeit. In früheren Zeiten bog man genau dann die Heranwachsenden so zurecht, dass sie sich in die Erwachsenenwelt einführen. Heute gelingt das nicht mehr.
Kinderreichtum als positive Vokabel ist zum Merkmal von Armut geworden. Kinder sind kein ‚Gut‘ mehr. Vielmehr stellen sie eine emotionale Einzigartigkeit dar. Denn Eltern sind zwar wichtig, werden aber meist abgelehnt oder drittrangig bewertet. Wer würde schon fragen, ob man Eltern hat?
Sie sind Luxusgut geworden.