Der Kölner hat es unter allen deutschen Großstädten geschafft, Heimat so zu zelebrieren, dass selbst Zugezogene und Fremde glauben, dort sei ‚Heimat‘ zu Hause. Und plötzlich sind gar diejenigen Kölner stolz, die mit Karneval nichts zu tun haben. Denn Karneval ist der Nährboden, auf dem das Kölsch Sein erwächst. Und blüht.
Es ist ähnlich dem Zitat von Kennedy, er sei ein Berliner. Auch Berlin hat etwas Mythisches, dem man sich nur zu gerne anschließt. Denn es haben sich hier nicht nur große historische Ereignisse zugetragen, sondern auch Schauergeschichten vollzogen. Gleichzeitig ist Berlin ein Motor von Kunst und Kultur. Aber vor allem: Berlin ist trotziges Opfer gegen Unrecht, wie gegen die Blockade oder den Mauerbau.
Aber dann kommen auch schon Salzgitter, Recklinghausen, Heilbronn und andere. Was passiert mit den Menschen in diesen Städten? Vielleicht strömen sie an einem Samstag Morgen auf den kargen Marktplatz, sind über eine Brache traurig, da sich dort ein Café befand, oder ärgern sich über ein neues Nagelstudio. Wohlige Heimat hat eine andere Fassade.
Aber so muss man sich auch die Stadtlandschaft von Köln anschauen: die Stadt ist nicht schön. Wer das behauptet, hat vermutlich zu viel Kölsch getrunken:-) Köln ist verzwirbelt: unmögliche Straßenführung; die Masse von simplen Nachkriegsbauten, die den Betrachter sich abwenden lässt; selbst der besungene Rhein fließt starr und fast schnurgerade durch sein hässliches Bett.
Und doch ist Köln die Kulisse für besinnungslose Fröhlichkeit, dem ungebrochenen Optimismus und der nicht stoppen wollenden Monologe. Man könnte meinen, die Menschen dort seien in einem permanenten Rausch. Denn ‚immer gut drauf‘ zu sein, ist für den Deutschen nicht nachzuvollziehen – es sei denn, man erklärt es mit Alkoholkonsum.
Ein Problem stellt der Karneval dar. Denn er überlagert das Bild von Köln: Nicht-Kölner nehmen Kölner nur wahr, wenn in Köln Karneval gefeiert wird. Und so sortiert sich die Landschaft in Lederhosen-Bayern und Schützenfest-Niedersachsen.
Kölner sind das Elixier von Köln – auch diejenigen, die dort nicht aufgewachsen sind. Die Haltung zum Leben ist eine soziale Norm: wer klagt, wird nicht ernst genommen; wer klagt, der wird ausgegrenzt; wer klagt, gehört nicht dazu. Wer fröhlich ist, ist Kölner!