Der Augenblick der schlimmen Nachricht ist ein Schock. Es kann die Mitteilung einer strukturellen Krankheit sein, der Verlust eines Menschen, das Ende einer beruflichen Anstellung oder die Trennung von einem Vertrauten.
Denn es kommt da etwas her, was den Status Quo in Frage stellt und substantielle Veränderung bedeutet. Vielleicht bedeutet es gar, den Tod vor Augen zu haben.
Der Kopf spült dann kurzzeitig ein Szenario ab, das wie ein Kinofilm im Schnelldurchlauf wirkt. Es ist wohl wie eine Reaktion der Panik und einer akuten Phobie, die dann ein biologisches Programm ablaufen lässt. Wer in die Literatur der Angststörung eintaucht, der lernt Begriffe wie Amygdyla und limbisches System kennen.
Der Mensch an sich misstraut solchen Ausnahmesituationen. Er will sie rasch beseitigen, zur Normalität zurückkehren: „weg damit – ich ertrage es nicht.“
Ich kann mich an eine Situation erinnern, die nur entfernt diesem beschriebenen Zustand ähnelt: auf der Beerdigungsfeier meines Großvaters war ich berührt von der traurigen Stimmung. Ich wusste, dass der Mann mit mir wenig anzufangen wusste. Und dennoch schien mir die Unverrückbarkeit dieses Aktes einer Bestattung schon alleine als Anlass, traurig zu sein.
Vielleicht verhält es sich mit ’schlimmen Nachrichten‘ ähnlich. Denn oft sind dann Dinge geschehen, die ’schreck’lich sind, jedoch mit meinem Leben so gut wie nichts zu tun haben. Nehmen wir einen terroristischen Anschlag mit menschlichen Opfern. Wir kennen sie nicht – und sind dennoch von der Tat überwältigt.
Gleichzeitig lernen wir diesen ‚thrill‘ zu kultivieren. Das bemerkt der Jugendliche schon bei seinem ersten Besuch der Kirmes: soweit er in die Geisterbahn oder das Riesenrad -aufsucht. Der TV-Thriller erreicht Massen von Menschen.
Im Voyeur gibt es diese Lust auf Schreckliches, was sich unter ‚Gaffern‘ bei einem Verkehrsunfall zeigt.
Der Moment, schreckliche Nachrichten zu erhalten, lässt uns konventionell reagieren. Man macht das eben so.