Manchmal muss man neue Worte schöpfen, um Sachverhalte erklären zu können. Das kann man mögen, gar bewundern, aber auch ablehnen, da man so den Zuhörer bedrängt, sich anzustrengen.
Nun also der Opfertäter: ich kenne eine Frau, die ständig vorgibt, dass man sie nicht ausreichend berücksichtigt. Immer sind die anderen für ihre Ansprüche nicht ausreichend, unterstützen sie eben nicht. Sie drängelt deswegen und ist empört über Gegenwehr.
Gerade die so Bedrängten wenden sich ab, distanzieren sich, empören sich öffentlich oder gehen in die Gegenoffensive. Sie halten die Person in ihrem Verhaltensrepertoire schlicht nicht aus.
Geschieht das, so sieht diese Frau eine Verschwörung gegen sich entstehen. Sie wirft den anderen mangelnde Kollegialität vor. Sie sucht dann nach Solidarität auch bei ihr Unbekannten, um sich von diesen psychologischen Verbündeten beschützt zu fühlen.
Untermalt wird das Ganze durch ein fahriges Wesen, das den Beobachter fast automatisch veranlasst zu helfen. Denn man hat den Eindruck, ein Kind würde sich in seiner Umgebung nicht zurechtfinden. Dazu kommt, dass diese Hilflosigkeit nicht zurückhaltend, sondern stark und öffentlich ausgelebt wird. Taucht ein kleines Problem auf, so werden alle Umstehenden damit vertraut gemacht. Jeder wird angegangen, ob er nicht da und dort Hilfestellung leisten könne.
Interessant auch ist die Perspektive auf den internen Dialog. Dazu hatte ich auch schon einmal Gelegenheit: „es sind die anderen, die ich manchmal etwas stürmisch bedränge. Na ja, so bin ich eben.“ Und das mit Lächeln. Und so ist die Aggression gegen andere gerechtfertigt.
Objektiv handelt es sich bei den Spannungen immer um eine Asymmetrie: die Frau fordert mehr von ihrer Umwelt als sie selbst zu geben bereit ist. Der Bruch der fundamentalen Regelung an gleichem bzw. gleichwertigem Umgang ist Grund für die Konflikte, die diese Frau immer wieder auslöst.
Der Opfertäter ist ein schwieriges Geschöpf. Denn er kann Instinkte der Unterstützung auslösen, obwohl er andere für seine Bedürfnisse einspannt. Und so ist er Täter, ob mit Intention oder nicht.