So ziemlich jeden Medien-Kommentar durchzieht der Aufruf des Autors, dass man handeln müsse. Wer handeln soll, bleibt meist der Phantasie des Lesers überlassen.
Man kann sich Gott vorstellen. Man kann auch mündige Bürger aufrufen. Man kann die Politik als Daseinsfürsorger in allen Lagen begreifen.
Man kann auch weiter gehen, und die Vernunft direkt aufrufen. Das könnte der Weltgeist Hegels sein. Oder aber die unsichtbare Hand von Adam Smith.
Oder der Autor meint tatsächlich den ‚anderen‘, jeglichen Mitmenschen. Der könnte doch etwas tun!
Der deutsche Kommentator gefällt sich in der Analyse von Bedarfen und der Konstruktion von Optionen zur Problemlösung. Das Ganze findet fast immer in theoretisch-abstrakten Räumen statt, ganz wie ein Kriegsspiel, mit dem die Militärs unterschiedliche Bewegungen experimentierten. Das Tun ähnelt auch dem Arzt, der bei der Diagnose findig ist, aber nicht unbedingt stringent bei der Therapie. Und der dann demonstrieren will, was er alles gelernt hat. Es ist elaboriert, wissensreich, elegant, und und und.
Es geht in keinem Fall um die schnöde Problemlösung des Einzelfalls. Der Kommentator ist auf der Suche nach einem Muster, quasi der Weltformel zur Lösung der immer gleichen Probleme. Und so ist die plumpe und effizienteste auch nicht die beste Lösung. Es muss die moralisch unangreifbarste Option sein.
Vor all‘ der Analyse vergisst der Kommentator, dass der Leser auch einen praktikablen Vorschlag zur Überwindung der Problematik lesen will. Er will hoffen können, nicht mehr denselben Kommentator zu dieser Sachlage lesen zu müssen. Ist es aber ein Deutscher, will er genau das.