Diesen Satz las ich kürzlich in einer Eloge auf die Stadt der Liebe, Paris. Dort würde, so der Autor, Liebe als Wert an sich gelebt.
Berlin, auch ein Ort, an den es junge Menschen zieht und das ein mythisches Image hat, scheint jedoch ganz anders zu funktionieren. Partnerschaften sind wahllos, geschlechtliche Liebe wie ein normaler Einkauf, das Einlassen auf den anderen eher eine Qual.
Was ist passiert? Hat das etwas mit Berlin zu tun? Ist uns der Begriff der Liebe abhanden gekommen? Oder ist vielleicht Paris nur die Ausnahme und nicht die Regel?
Zwischenzeitlich thematisieren gar Artikel, Lyrik und Romane das Faktum. Und sie sind sich einig in Lamento des Verlustes. Denn man kann ja den Kick bekommen, die Treue nicht. Man erfährt erst gar nicht mehr, was eine Liebes’beziehung‘ bedeutet. Und Familie ist so auch nicht mehr drin.
Ich habe vor rund 15 Jahren eine junge Frau getroffen, die vergeblich auf der Suche nach einem Partner war. Schließlich biederte sie sich einem Mann in einer stabilen Beziehung an. Sie war nicht gerade glücklich.
Und man sieht immer häufiger in der Stadt und auf Reisen Gruppen von Frauen. Als ob man nur noch mit seinesgleichen ausgehen würde!
Das alles ist nach meiner simplen Einschätzung nicht auf die Tradition der Deutschen und ihr seltsames Verhalten bei der Ehe zurückzuführen. Denn das erklärt höchstens die Rationalität einer Eheschließung.
Andererseits könnte man sich an das Mittelalter erinnern, als die Frau Freiwild war – bis die katholische Kirche Ihre schützende Hand über die Frauen hielt. Zudem bedurfte es des Minnesängers, um endlich Schlacht, Romanze, Flirten und dergleichen in die Welt zu bringen.
Sexualität wird zum Einkauf. Tinder wurde von Homosexuellen erfunden, die allen Grund für Ihre Nachahmung haben. Aber: wieso können die eigentlich nicht werben?
Man muss sich aber auch fragen, ob der Exzess des amor fou nicht auch ein spinnertes Verhalten ist, das Menschen nur Scherben produzieren lässt.
Wenn sich nun auch noch der Geschlechtsverkehr als Normalverhalten etabliert, frage ich mich auch, ob uns die Psychologen nicht sagen werden, dass der Preis für sexuelle Befreiung, Identität und Erfüllung eben diese Beiläufigkeit ist, mit der Mann und Frau durchs Leben wanken.