Wissen Sie, ich bin Läufer. Jogger sagt man ja heutzutage nicht mehr. Denn die Läufer sind mehr als Jogger:-)
Häufiger nehme ich an sog. Volksläufen teil. Das sind solche Veranstaltungen, die Nicht-Läufer verärgern, da dies mit Straßensperrungen verbunden sind. Oder aber sie schütteln den Kopf darüber, dass es Menschen gibt, die sich über diese seltsame Prostitution amüsieren.
Doch aus der Masse stellt sich das anders dar: man trabt vor sich hin und erwartet das Ziel, bevor die Beine wieder in den Modus Gehen schalten können. Seine Zeit kann man unterschiedlich verbringen, wenn man läuft. Denn sich umzuschauen lohnt. Dort sieht man allerlei, wie Häuser, die an einem Läufer vorbeiziehen, die Zuschauer, die irgendwie motivieren oder den Asphalt, den man besser beachten sollte, wenn man denn nicht stolpern will.
Doch jeder, der läuft, kennt die Aussicht auf die Läufer, die in Sichtweite vor einem traben. Man sieht sie von hinten. Nun lässt sich überlegen, wie die wohl von vorne aussehen. Man kann die Sportlichkeit des Laufstils beachten. Oder dem Läufer auf den Hintern gucken.
Ich persönlich muss mir dann beim Laufen die Frage stellen, ob ich den einen oder anderen schnelleren nicht einholen müsste – schließlich ist das alles ja ein Wettbewerb. Doch genau dieses Moment des Überholens, davon laufen und des dahinter Bleibens ist der Sport, der uns Läufern die Einsicht gibt, dass es immer wieder denjenigen gibt, der schneller ist – es sei denn, man ist der schnellste.
Mit der Einsicht wächst die Lust, überholt zu werden. Versucht könnte man sein zu denken, der oder die liefe besser und schneller. Und so wird es erträglicher.
Doch ist tatsächlich dieses hinterher Laufen eine Einsicht: die sind besser, schneller, geschmeidiger und eleganter. Ich beobachte so den Stil und bin dann irgendwie froh zu beobachten, dass es den schönen und schnellen Lauf gibt.
Ich habe dann das Glück, es sehen zu dürfen, ohne selbst derjenige zu sein, dem man hinter her schaut.