Erinnern kann ich mich nicht, wie häufig ich Artikel gelesen habe, die den Leser anregen, täglich darüber nachzudenken, wie schnell das Leben vorüber sein kann.
Ich frage mich zwischenzeitlich, ob ich das eigentlich tun soll. Was würde es mir bringen? Was aber würde das auch auslösen, wenn ich dies umsetzte?
Positiv wäre wohl zu bemerken, dass ich täglich an den fragilen Zustand meines Lebens erinnert würde. Daraus könnte ich dann immer wieder schließen, dass ich froh sein könnte, recht problemlos leben zu können. Daraus könnten sich bei mir Dankbarkeit und Demut einstellen.
Andererseits könnte ich mir täglich vor Augen führen, dass es immer schnell vorbei sein kann. Dies könnte mich lähmen, Projekte anzugehen, die notwendige Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen oder apathisch zu werden. Schlimmer noch: ich könnte ängstlich werden, um jedes Risiko zu meiden, sterben oder verunfallen zu können.
Nun gibt es auch diese Redensart, dass nur Gott wisse, wann man sterben wird – und das sei auch gut so. Es bestünde ein Vorteil darin, nicht zu wissen, wann man sterbe. Worin der besteht, ist indes alles andere als einfach zu klären.
Ich weiß nicht, ob ich mich täglich meiner Sterblichkeit erinnern muss. Nehme ich es ernst, lebe ich nur noch ernst und bewusst, vielleicht nur noch auf ein langes Leben bedacht. Vielleicht wird das so ereignisarm, dass ich traurig werde und schließlich unter Depressionen leide.
Und dass ich täglich mein eigenes Leben feiere, würde wohl meine Mitmenschen den Kopf schütteln lassen, was sich dieser Mensch wohl einbilde, nur auf sein eigenes Leben Bezug zu nehmen.
Lieber entwickele ich Pläne für die Zukunft und entwickele so Zuversicht. Falls es mich dann vorher erwischt, ist mir das Scheitern dann wohl auch gleichgültig.