Es müsste einmal wieder einen Krieg geben

Gelegentlich, wohl eher selten steckt man mitten in einem Road Movie, wenn man auf Reisen auf Menschen trifft, die man niemals in seinem sozialen Milieu getroffen hätte.

So erging es mir jüngst, als ich auf einer Reise nach Brüssel einen jüngeren Dänen traf, der ob seiner offensichtlichen Nervosität und Unkenntnis der französischen Sprache den Stillstand auf der Fahrt nicht verstand. Der Zug war wegen einer Entgleisung vor uns zum Stillstand gekommen. Und wir standen.

Der Däne erzählte mir, dass er auf dem Weg zu einem Kongress sei. Er würde nicht fliegen, da er panische Angstschübe erlebe. Seine Söhne lachten ihn schon aus. Und es sei ein echtes Handicap, da er schließlich für ein US-Unternehmen tätig sei.

Rasch wechselten wir zum Ereignis des Tages, den Parlamentswahlen in den Niederlanden. Dort machte man sich – wie im Rest Europas – Sorgen um einen möglichen Wahlerfolg des Rechtspopulisten Wilders. So versuchten wir, in einer Stakkato-Analyse zu erklären, was wohl Wähler bewege, für diesen Mann zu votieren.

Der Däne formulierte die These, dass es wohl zu ’normal‘ geworden wäre, sich auf die Selbstverständlichkeit einer funktionierenden Gesellschaft verlassen zu können. Dagegen zu sein, sei schick. Man habe sich daran gewöhnt, gut versorgt zu sein mit Nahrung, mit ärztlicher Versorgung, mit Altersversorgung usw. Alle wichtigen Bedürfnisse seien erfüllt. Also müsse man sich auch darüber keine Gedanken mehr machen.

Auch von Seiten einiger Ver-rückter wie dem Trump-Berater Bannon gibt es Äußerungen, die für einen Krieg werben. Seine Rationale könnte ähnlich sein.

Vorstellen lässt sich, dass alle Unterschiede der Hautfarbe und der Herkunft verschwinden, wenn man um das nackte Überleben kämpfen muss. Denn dann fokussiert sich der Mensch auf das Wesentliche. Der Mensch würde dann wohl auch mit Grenzländern kooperieren, mit den eigenen Landsleuten konkurrieren und sich wohl kaum mit militärischen Verlierern identifizieren wollen.

Ich persönlich habe nur eine unmittelbare Nachkriegszeit in Ex-Jugoslawien gesehen. Die Menschen, die Krieg erlebt haben, wollten Rache, ihre eigene Form von Gerechtigkeit. Viele wollten wieder zurück in ihre Häuser. Der Krieg hatte den Hass auf andere eher noch zementiert.

Vergleicht man den Zustand von vor und nach dem Krieg, so ist der Friede das Ideal. Was nur, wenn das Ideal leidet?

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