Menschen überschätzen den Raum und die Zeit, die sie für Vorhaben besitzen, die Ihnen bleiben. Meist verschiebt man die schönen Abenteuer in den Ruhestand, auf das Wochenende oder in den Urlaub. Einfach nur auf später.
Auch plant man ständig Neues. Man entwirft Vorhaben. Das gehört zum Menschen. „Das machen wir dann, wenn ich in Rente bin.“ Hierbei überlegt man nicht, ob ausreichend Zeit bleibt und sie nicht durch andere Verpflichtungen beschränkt wird.
Die Psychologie des offenen Endes ist für den rationalen Menschen erstaunlich, weiß er doch um seine Endlichkeit sowie die Verringerung seines Energiepolsters am Lebensende.
Aber auch im Kleinen gefährdet uns diese Verschiebung, man prokrastiniert notwendige Erledigungen. Was dann passiert, ist der Bau von Stapeln, Listen und Vorbereitungen. Die Last wächst, der Druck steigt, die Überforderung ist programmiert.
Wahrscheinlich hat das mit den Topoi unserer christlichen Archetypen zu tun: wer sich im Leben anstrengt, wird im Leben dafür belohnt. Gar der protestantische Leitsatz ‚erst die Arbeit und dann das Vergnügen‘ ist in uns so verwurzelt, dass wir gar nicht anders können. Schließlich haben unsere Mütter früher gesagt, man müsse erst die Hausaufgaben erledigen, bevor man auf den Bolzplatz gehen oder mit der Freundin sprechen dürfe.
Es gilt, den Rhythmus in den Griff zu bekommen. Denn auch für die kleinen Anstrengungen muss es Belohnungen geben.
Zudem sollte man sich fragen, ob die ewigen Jagdgründe, die 100 Jungfrauen oder das Paradies wahrscheinlich sind. Kann es sein, dass uns diese Visionen so vertraut sind, dass wir wirklich an sie glauben? Sollten wir uns nicht vergegenwärtigen, dass diese Bilder nur deswegen erfunden wurden, um uns die Angst zu nehmen?