Verloren in der Opposition

Menschliches Verhalten ist immer wieder eine Wundertüte. Ich bin stets über Interpretationen verwundert, die mir – auf den ersten Blick – so absurd erscheinen: jemand folgert genau das Gegenteil dessen, was mir selbst logisch erscheint.

Mir fällt ein, dass die Selbstwahrnehmung von Außenseitern genau zu einer ‚pampigen‘ und ‚trotzigen‘ Interpretation der sozialen Stellung führt. Der Obdachlose sieht sich als ‚wahrer‘ Lebender. Minderleister sehen sich als einzig einsichtig. An Stammtischen werden die globalen Probleme gelöst.

Dazu fällt mir natürlich auch das Elternteil ein, dass schlechte Schulnoten der Kinder mit Hochbegabung interpretiert.

All‘ das berührt mich eigentlich nicht – weil ich selten unmittelbaren Kontakt zu Menschen dieser Art habe. Dann bin ich jedoch umso mehr entsetzt, wenn der ‚Verkehrer‘ plötzlich auftaucht. Denn auch ich kenne solche, die die Fakten auf den Kopf stellen.

Ein Beispiel: meine Mitmenschen deuten mich als alles Mögliche. Und tatsächlich sind es die kleinen Wink’s und klaren Aussagen, wie mich meine Umwelt sieht. Und dann bin ich immer wieder überrascht. Also bin ich auch ein ‚Verkehrer‘?

Natürlich würde ich das weit von mir weisen. Denn schließlich kenne ich mich doch selbst am besten! Tja, so einfach ist es nicht, sich auf einen Konsens bei der Beurteilung von Menschen und Sachverhalten festzulegen.

Doch würde man nun schließen, alles wäre eben relativ – gemäß der fatalistischen Haltung, eine konsensuale Haltung könne es nie geben – dann würden wir eben niemals eine Grundlage haben, wie wir mit einander umgehen.

Gut, dass es zumindest unumstößliche kollektive Einsichten gibt. Analog der Überzeugung, dass man Mitmenschen nicht tötet.

Wenn man sich ins Abseits der mehrheitlichen Überzeugungen bringt, dann greift die Logik, dass die Mehrheit Recht hat. Doch ist auch gewiss, dass Mehrheiten nicht dem Recht und somit der Gerechtigkeit verpflichtet sind.

Drehen wir uns nun im Kreis? Ein wenig schon. Eine solche Debatte lässt sich nicht schließen, nur für mehr Differenzierung öffnen. Nur wer gegen objektive Wahrheiten steht – mit all‘ dem flankierenden Brimborium von offenkundig subjektiven Wahrheiten – der stellt sich eben ins Abseits. Und man kann sich dafür oder dagegen entscheiden.

 

 

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