Big Data haben mich schon immmer fasziniert. Ich kann mich an eine Zeit erinnern, als ich mit Vergnügen das Statistische Jahrbuch der EU durchgeblättert habe – mit Lust am Wissen um den Durchschnitt und die Extreme. So wusste ich lange Zeit zu repetieren, wer die größten männlichen Europäer oder die kleinsten Europäerinnen waren.
Ich halte viel davon zu wissen, was ein Durchschnitt ist, aber auch das Ausmaß bestimmter Phänomene zu kennen. Vor allem komme ich dadurch dem auf die Spur, was real ist und was nur vorgestellt oder gedacht ist. Denn meine Vorstellungen stimmen beileibe nicht immer nur den statistischen Realitäten zusammen.
Nehmen wir ein Beispiel, die Gefahr durch terroristische Anschläge. Die Wahrscheinlichkeit, davon betroffen zu werden, ist zwar höher als von einem Meteoriten erschlagen zu werden, doch eben minimal. Auch wenn ich in Berlin lebe, so wäre es doch ein großer Zufall, davon betroffen zu sein.
Immerhin sind auch Alltagsphänomene davon betroffen, die immer wieder unsere Aufmerksamkeit auf uns ziehen. So denken wir bei einer angehenden Erkältung: muss das schon wieder sein? Hätte ich mich nicht schützen können? Man muss sich beruhigen: Doch 4 x im Jahr erwischt es uns.
Immerhin 10.000 Tote sterben jährlich in Deutschland durch Haushaltsunfälle, eine enorme Zahl. 4.000 kommen durch Verkehrsunfälle um ihr Leben. Aber auch 10.000 Menschen gehen durch Suizid aus dem Leben. Und x erhalten jährlich eine Krebsdiagnose.
Durchschnittlich jeder dritte Erwachsene ist einmal in seinem Leben von einer psychischen Erkrankung betroffen.
So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen. Denn bei einer Strassenumfrage würden wir vermutlich ganz andere Zahlen nennen. Das zeigt sich ganz besonders an der Einschätzung, dass die terroristische Bedrohungen unmittelhar sind. Wie anders wäre zu erklären, dass Menschen in Deutschland tatsächlich Angst entwickeln?
Die Fakten nicht nur wahr- und hinzunehmen, sondern anzunehmen wird zu einer großen Herausforderung.