Der Lebensmensch

„Ich erkannte sofort, dass er ein ‚Lebensmensch‘ war,“ sagte die Teilnehmerin einer Talk Show, die ich sah. Ich stutzte über das Wort. Was nur ist ein Lebensmensch? Gibt es auch Todes-Menschen? Kann es auch Krisen-Menschen oder Hoffnungs-Menschen geben?

Diese Spielerei mit dem Ein-Bedeutungs-Mensch kann anregend sein, da es den Blick schärft. Denn der Mensch kann tatsächlich auf ein Hauptcharakteristikum, einen Genius, eine Sicht, einen Lebenswunsch reduziert werden. Insoweit ähnelt es der Serie von soziologisch-politologischen Bestimmungen, beginnend mit der Risiko-Gesellschaft zu vielen anderen Typen.

Doch was heißt denn eigentlich Lebensmensch? Der Mensch fürs Leben? Der treu ist und Beständigkeit mag? Der so veränderbar ist wie der andere? Der nie langweilig wird?

Und wäre die Folgerung auch, dass andere Menschen in das eigene Leben kommen und wieder gehen, sie eben nur Passanten im Strom des eigenen Alterns und Reifens sind?

Ich glaube, dass auch ich Lebensmenschen kennengelernt habe. Dennoch sind sie wieder aus meinem Leben verschwunden, wenngleich sie sicher noch am Leben sind. Das heißt, der andere muss auch mich als Lebensmensch betrachten, das Konzept überhaupt kennen.

Müsste ich einen Lebensmenschen schöpfen, wüsste ich nicht, welche Zutaten und Talente ich ihm geben sollte. Würde ich ihn ähnlich machen wie mich selbst? Oder so komplementär programmieren, dass er zu meinen Wünschen passt? Der Gedanke jedenfalls ist ungemein inspirierend, wie dieser Mensch aussehen würde, der zu mir und auf mich passt.

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