Auf Schritt und Tritt kommentiert zu werden nervt. Schon die disziplinierend fürsorglich erziehende und trainierende Mutter konnte uns als jüngere Menschen zur Weißglut bringen. Auch der / die nörgelnde und ewig verbessernde Partner/in führt uns zu schleichendem Hass.
Schlimmer noch ist es, wenn sich Menschen zur Autorisierung aufschwingen, das zu tun. Zunächst zwingt das den Begutachteten zu fragen, wieso ein anderer eigentlich das eigene Verhalten kommentiert.
Es ’stört‘ einfach. Wie diejenigen, die nicht aufhören zu reden. Wie diejenigen, die alles besser wissen. Wie diejenigen, die immer Geräusche machen.
Überhaupt ist das laute Reden ohne Gegenüber außerhalb des sozialen Zwecks einer Kommunikation rätselhaft. Denn sie ist ja ein Geben und Nehmen von Informationen. Doch könnte das ständige Kommentieren dennoch so etwas wie ein Kommunizieren sein, das der Erwiderung des anderen nicht bedarf: man ist sich mit dem eigenen Kommentieren genug. Was der so Kommentierte empfindet oder denkt, ist dann entweder eine verfehlte Hoffnung (die nicht eintritt) oder aber gleichgültig.
Vielleicht richtet sich der Kommentar aber auch an ein weiteres Publikum, wie es der Radio- oder Fernsehreporter tut. Er kennt sein Publikum auch nicht.
Ich kenne einen Menschen, dem immer ein Kommentar herausplatzt. Schon länger frage ich mich, wieso er das tut. Es fühlt sich an, als ob er jegliche Situation durch Kommentar und Bewegung bestimmen und beherrschen wollte. Da er keine Zeit zum Nachdenken hat, sind Inhalt und Information oft ohne Mehrwert, ja sinnlos. Vielleicht hat er das nur von Eltern übernommen. Vielleicht hat er perfektioniert, was oft im Umgang mit Ostdeutschen passiert: man wird bewertet – offen und laut. Vielleicht will er auch nur gesehen und gehört werden. Es muss ein mächtiges Bedürfnis sein, weil die Kommentare oft peinliche Situationen bei allen hervorrufen.
Vielleicht müsste man ihn auch einmal kommentieren.