Reporter haben einfache Wahrheiten: Nach dem Anschlag auf den Bus der Dortmunder Fußballmannschaft einigten sich die deutschen Medien schnell darauf, dass Fußball nicht alles ist. Übersetzt: Es gibt eben mehr als dem Beruf nachzugehen.
Was so unheimlich banal klingt, wird auf ein moralisches Podest gehoben, da man sich höherer Erkenntnis sicher ist. Und man verallgemeinert es, um den Massen von Zuhörern eine Message mitzugeben: konzentriere Dich zuweilen auf das Wesentliche. Das sind Familie und Leben.
Das Beiwerk aus unmenschlichem Kommerz (Vereine und UEFA), teilnehmenden Unterstützten (Fans) und Voyeurismus (es hätte Schlimmeres passieren können) und tapferen Opfern (Spieler Bartra) ist schon fast erwartbar, da die Medien eben auch nach eigenen Regeln informieren.
Gut ist sicherlich, daran zu erinnern, sich Zeit für Wesentliche zu nehmen. Ich frage mich allerdings, ob die Familie das für die Spieler ist. Denn sie tauchen immer dann in den Medien auf, wenn Trennungen anstehen.
Fußball an sich ist eben an Überhöhung kaum zu überbieten. Der Schlager ‚Fußball ist unser Leben‘ klingt uns Älteren noch in den Ohren. Immerhin gibt es auch den relativierenden Satz ‚Fußball ist die schönste Nebensache der Welt‘.
Natürlich könnte man auch ehrlich sein: die Spieler hatten realisiert, dass sie getötet hätten werden können – und zwar in ihrer Eigenschaft als Spieler dieses Vereins. Die Angst ist eine ’normale‘ Reaktion, kann sich zu einem Trauma auswachsen. Das Nachdenken darüber gehört zur ’normalen‘ Verarbeitung, um das Erlebte in sein Weltbild zu integrieren.
Möglicherweise ist ja das Wichtige in dieser Situation genau das: nicht darüber zu erkranken; sich des unversehrten Lebens zu erfreuen; dankbar für das Privileg zu sein, zu prominenten Fußballern zu gehören, denen öffentliche Unterstützung zu Teil wird.